Rezension

Kafka hätte es nicht besser machen können

Lehrerzimmer - Markus Orths

Lehrerzimmer
von Markus Orths

Junglehrer Kranich sucht seine erste Stelle und ist beglückt, als er sie endlich antreten darf. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, schon bald lernt er die mannigfaltigen Fallstricke des Berufs kennen, wovon die Schüler noch das geringste Übel sind (denn die kommen im ganzen Buch kein einziges Mal vor). Den Hauptfeind des Lehrers macht Orths in der, teils absurden, Schulbürokratie aus, mit der sich Kranich immer häufiger rumschlagen muss. Auch gibt es einen Direktor, der nicht immer hinter seinem Personal steht und "Maulwürfe" im Kollegium, vor denen sich Kranich in acht nehmen muss. Er findet Verbündete, mit denen er gemeinsam versucht "dem System" ein Schnippchen zu schlagen. "Angst, Jammer, Schein und Lüge" sind das Fundament jeder Schule, so lernt es Kranich in Orths "Lehrerzimmer". Er kämpft, erleidet Niederlagen, erringt kleine Siege und ersinnt am Ende des Buches eine Möglichkeit aus der selbst gerwählten "Hölle" zu entkommen. Ob es ihm gelingt, daran lässt der letzte Satz des Romans doch sehr zweifeln: "Ich bin der Mann, der Ihre Beurteilung schreibt."

Markus Orths (selbst Ex-Lehrer) schreibt hier über das Innenleben eines Systems, das er sehr gut kennt. Natürlich übertreibt Orths an vielen Stellen, um die Absurdität des Schulsystems darzustellen. Aber jeder Lehrer der das Buch liest wird dennoch so einige Aspekte finden, die Orths absurd darstellt, der lesende Lehrer aber dennoch aus eigener, leidvoller, Erfahrung kennt. Im Buch dominiert die indirekte Rede, das kann man mögen oder auch nicht. Besonders gelungen erscheinen mir aber zwei Aspekte des Buches: Die Schulbürokratie ist (!!!) absurd und kafkaesk, dies stellt Orths, wie ich finde, sehr gut dar. Weiterhin (da wird kaum ein Lehrer widersprechen) sind Orths Ausführungen zu anstehenden und durchgeführten Revisionen schlicht und einfach wahr, und wenn man selbst nicht direkt vor einer Revision steht, kann man sich darüber totlachen.

Fazit: Ein Buch, an dem in erster Linie Lehrer ihren Spaß haben werden (Vertreter der Schulbehörde vielleicht etwas weniger), das aber auch für Eltern und Schüler geeignet ist. Orths hat mit "Lehrerzimmer" eine gelungene Satire über das Schulwesen in Deutschland vorgelegt - unbedingt lesenswert, oder pädagogisch ausgedrückt: Orths, Ihre Arbeit ist Ihnen ausgezeichnet gelungen, Note "sehr gut".