Rezension

Kafka hat Humor

Das Schloß - Franz Kafka

Das Schloß
von Franz Kafka

Bewertet mit 5 Sternen

Kafka gilt allgemeinhin als düster und schwer, verrätselt und komplexüberladen – zumindest wird dieses Bild von ihm kultiviert und tradiert. Er ist der Autor, der in seinem Werk orakelhaft die Schrecken und Grauen des 20. Jahrhunderts vorweggenommen, ja visioniert hat. Oder er ist das großgewordene Kind, das sein Leben lang die in der Kindheit erlittenen Traumata (vom Vater auf den Balkon gestellt usw.) abarbeiten musste. Man sagt Kafka nach, er wäre ernst, verklemmt und depressiv gewesen. Ein Mann, der ins Kino geht und weint, der aber nicht lacht.

Warum aber ist man bemüht, Kafka so sehen zu wollen? Keine Ahnung, aber wenn sich einmal ein Bild festgesetzt hat in den Köpfen, ist es schwer wieder zu korrigieren.

Auf alle Fälle beweist „Das Schloß“, dass Kafka Humor hatte, und leicht und humorvoll erzählen konnte. Die Geschichte vom Landvermesser K., der auf das Schloss gelangen möchte, hat mich wirklich zum Lachen gebracht. All die Dinge, die ihm passieren, die Figuren, denen er begegnet, sein vergebliches Bemühen – all das ist komisch. In diesem Buch zeigt Kafka, wie komisch er wirklich ist. Sein Humor ist aber keiner, der sich aufdrängt oder liebdienerisch anbietet. Er ist eher beiläufig, dahingeworfen, so dass man achtgeben muss, ihn aufzufangen, nicht an ihm vorbeizulaufen.

Es gibt Berichte darüber, dass er bei Lesungen seiner eigenen Werke gelacht haben soll. Es gibt tatsächlich Fotos, auf denen Kafka lächelnd zu sehen ist.

Kommentare

kommentierte am 18. Oktober 2017 um 11:04

Schöne Rezi!

Kennst Du das Buch "Kafkas komische Seiten"?