Rezension

Kaiserin von China

Das Mädchen Orchidee - Pearl S. Buck

Das Mädchen Orchidee
von Pearl S. Buck

Bewertet mit 4 Sternen

Pearl S. Buck lebte als Tochter deutsch-holländischer Missionare ab ihrem fünften Lebensjahr in China. Da sie mit der chinesischen Sprache aufwuchs, gewann sie tiefe Einblicke in das Wesen der chinesischen Menschen. So war es ihr ein Anliegen, auch die chinesische Geschichte für westliche Leser zu beleuchten.

In „Das Mädchen Orchidee“ schreibt sie über das Leben der letzten regierenden Kaiserin von China. Die verschiedenartig begabte Frau mit einer widersprüchlichen und vielseitigen Persönlichkeit, lebte im 19. Jahrhundert am Wendepunkt der chinesischen Geschichte.

Das Buch gibt Einblicke in alte chinesische Bräuche und Sitten. Orchidee, die auch Yehonala hieß, fühlte sich in den Kaiserpalast berufen und wurde tatsächlich aus ihrem Jahrgang zur Konkubine des Kaisers ausgewählt. Durch kluge Taktik wurde sie zu seiner Lieblingsfrau und ihr Sohn schließlich zu seinem Nachfolger.

Als Leser erlebt man die Höhen und Tiefen der in Tsu Hsi umbenannten Frau, reist mit ihr durch das Land, erlebt die Schrecken, die übers Meer gekommene Fremde im 19. Jahrhundert verbreiteten, erfährt von den Reichtümern der früheren Kaiser und deren Zerstörung. Da der Kaiser früh verstarb, übernahm sie die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn, den ebenfalls viel zu früh das Zeitliche segnete. Auch wenn sie manchmal bereute, nicht mit dem Mann, den sie liebte, zusammengekommen zu sein, hielt sie tapfer an ihrer Stellung als Herrscherin fest.

Noch kenne ich keinen anderen Schriftsteller, der mir das Leben in China so lebendig nahe bringen kann, wie Pearl S. Buck. Mit ihr kann ich eintauchen in die ach so fremde Welt, in die mir völlig unbekannte Denkweise. In meinen Augen hat sie den 1938 verliehenen Nobelpreis für Literatur wahrlich verdient.