Rezension

Kalo ermittelt

Bittere Sünde - Liselotte Roll

Bittere Sünde
von Liselotte Roll

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Schrebergartenanlage wird die Leiche von Erik Berggren entdeckt. Vor seinem Tod wurde Eriks Unterleib mit kochendem Wasser übergossen, sodass er grausam entstellt und mit Brandblasen übersät aufgefunden wird. Magnus Kalo wird mit den Ermittlungen in diesem rätselhaften Mordfall betraut. Als Magnus Eriks Mutter Gunvor befragen will, entdeckt er auch sie mit schweren Verbrühungen. Scheinbar hat Magnus Erscheinen den Täter in die Flucht geschlagen, sodass Gunvor schwer verletzt überlebt. Allerdings kann sie zum Hergang keine Angaben machen. Im Zuge seiner Ermittlungen stößt Magnus auf eine Spur, die bis nach Argentinien führt. Denn dort soll Eriks Vater vor vielen Jahren ein Mädchen grausam gefoltert und vergewaltigt haben. Magnus scheint dem Täter bedrohlich nah zu kommen, denn plötzlich schwebt nicht nur er selbst, sondern auch seine gesamte Familie in Gefahr. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

"Bittere Sünde" ist der Serienauftakt zu einer Reihe um den Ermittler Magnus Kalo. Das vermutet man zunächst nicht, da Kalo seinen Beruf nur widerwillig ausübt und ständig darüber nachdenkt, womit er sonst den Lebensunterhalt für sich und seine Familie bestreiten könnte. Damit ist Magnus Kalo also nicht der Bilderbuchermittler, der sich voller Leidenschaft in die Mordermittlungen stürzt. Im Gegenteil, denn die Ermittlungen scheinen ihm nur schwer von der Hand zu gehen. Das Familienleben mit zwei kleinen, und leider gerade erkrankten Kindern, scheint ihm sowohl seine Energie, als auch seinen Schlaf zu rauben. Durch diesen privaten Einblick wirkt der Protagonist Magnus Kalo allerdings sehr lebendig.

Der Einstieg in den Debütroman von Liselotte Roll gelingt mühelos. Ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im Geschehen und beobachtet, wie Erik Berggren auf dem Tisch in der Gartenlaube sein Leben lassen muss. Das Interesse an Mordmotiv und Täter ist damit sofort geweckt, sodass man gespannt die Ermittlungen verfolgt.

Diese werden in 135, teilweise recht kurzen Kapiteln geschildert. Dabei betrachtet man das Geschehen aus wechselnden Perspektiven. Da die Abschnitte häufig an entscheidenden Stellen stoppen, an denen man unbedingt erfahren möchte, was als nächstes passiert, entwickelt die Handlung ein sogartige Wirkung. Diese wird durch die recht kurzen Kapitel noch unterstützt. Der Täter scheint seine Augen überall zu haben und nichts scheint ihm zu entgehen. Der Autorin gelingt es hervorragend, falsche Fährten auszulegen, denen man allzu bereitwillig folgt. Bis man schließlich feststellt, dass alles doch ganz anders zusammenzuhängen scheint. Durch den relativ großen Anteil, den das Privatleben von Magnus Kalo einnimmt, flacht die aufgebaute Spannung immer mal wieder etwas ab. Als der Täter die kleine Familie ins Visier nimmt und ihr Leben bedroht, gibt es aber auch in diesem Teil der Handlung keine Atempause mehr.

Die Atmosphäre in skandinavischen Romanen wirkt manchmal drückend und schwermütig. Das braucht man in Liselotte Rolls Thriller allerdings nicht zu befürchten. Denn die durchgehend spannende Handlung liest sich fast von selbst, wobei man  Handlungsorte und Protagonisten lebhaft vor Augen hat.

Ich bewerte den Auftaktband der Thrillerreihe "Kalo ermittelt" mit vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da ein privater Alleingang, kurz vor dem großen Finale, extrem unglaubwürdig und konstruiert auf mich wirkte. Insgesamt gesehen, habe ich mich aber beim Lesen sehr gut unterhalten, sodass ich mich auf weitere Ermittlungen von Magnus Kalo freue.