Rezension

Kalter Haferbrei

Bonjour Agneta -

Bonjour Agneta
von Emma Hamberg

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension zu gleichnamigen Hörbuch:

Agneta, Ende vierzig, lebt mit ihrem Mann inzwischen alleine in ihrem Haus in Schweden. Die beiden gemeinsamen Kinder, haben die 20 bereits überschritten, sind ausgezogen, leben ihr eigenes Leben und lassen sich von ihrer Mutter regelmäßig Geld überweisen. Magnus, ihr Mann, hat mal wieder die Gesundheitswochen ausgerufen. Kein Alkohol, keine Kohlenhydrate, kein Zucker. Morgens kalter Haferbrei und am Abend dann Quinoasalat  mit Granatapfelkernen als Highlight. Auch an Agnetas Arbeitsplatz erfährt die Frau nicht mehr Beachtung als zu Hause. Als dann ihre Tätigkeit durch ein furchtbar kluges EDV Programm wegrationalisiert werden soll, entschließt sie sich auf eine Zeitungsannonce zu antworten. Gesucht wird eine schwedisch sprechende Person, die sich um einen Jungen kümmern soll. Dazu muss Agneta allerdings zuerst einmal in ein kleines Dorf in die Provence reisen. Wie soll sie das nur schaffen? In dem Buch von Emma Hamberg, das aus dem schwedischen übersetzt wurde von Wibke Kuhn, geht es um eine Frau, die sich in ihrem Alltag so einigermaßen eingerichtet hat. Die Kinder sind ausgezogen, ihr Mann frönt seinen Hobbys und alle um sie herum wissen, wie sie ihr Leben optimieren könnte. Aber eigentlich schaut nur jeder auf sich, Agneta als Person ist ihnen so ziemlich egal.

Emma Hamberg gelingt es vortrefflich nicht nur die Persönlichkeit von Agneta, sondern auch die der anderen Protagonisten herauszuarbeiten und eindrücklich zu beschreiben. Agnetas innere Zerrissenheit sowie anfänglichen Unsicherheiten bringt die Leserschaft mehr als einmal zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln. Auf der Zugfahrt in die Provence bin ich ein bisschen erschrocken, habe ich mich „leider“ in den einen oder anderen Abschnitten selbst erkannt.

Ein bisschen habe ich Agneta auch um ihre Bekanntschaft zu Bonniebelle beneidet. So eine Bekannte mit so tollen designerischen Fähigkeiten würde ich auch gerne. Die Geschichte durfte ich im Hörbuchformat genießen. Gelesen wird „Bonjour Agneta“ von der Schauspielerin Julia Dernbach. Tzja, was soll ich schreiben? Von nun an möchte ich nur noch Geschichten hören, die von ihr eingelesen wurden. Wenn Julia Dernbach liest ist es so, als wenn einem die beste Freundin erzählt was sie heute so erlebt hat. Unglaublich lustig, emphatisch, gefühlvoll und authentisch. Aber auch die Vertonung der anderen Charaktere ist ihr sehr gut gelungen. Man saß förmlich mit allen Beteiligten an einem Tisch. Großes Kino!

Fazit:

Eine rundum gelungene Geschichte, megamäßig vertont!