Rezension

Kalter Kaffee

Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen - Annette Haaland

Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen
von Annette Haaland

Zum Inhalt:
Pastorin Vivekas Pflichten in ihrer Freikirchengemeinde sind vielfältig. Ein Kaffeekränzchen mit den älteren Damen gehört dazu, ist aber eine der Gelegenheiten, die Viveka inzwischen nervtötend findet. Aber dann ereignen sich zwei unklare Todesfälle und Viveka wünscht sich ihr beschauliches Leben zurück.

Mein Eindruck:
Der Klappentext suggeriert eine humorvolle Krimigeschichte, welche sich aus dem wöchentlichen Kaffeeklatsch älterer Damen entwickelt. Leider wird bei dieser Tafel jedoch nicht gehaltvoller, süffiger Espresso serviert, sondern eher ein Muckefuck-Blümchenkaffee. Die Autorin - selbst Pastorin - verzettelt sich in ihrem Wunsch, nicht nur einen Krimi zu schreiben, sondern diesen einzubetten in eine Geschichte um Midlife-Crisis, Umweltverschmutzung, Alkoholismus, Arme gegen Reiche und fast jede Art von Familienplanung. Adoptierte Kinder, ledige Mütter, schwule Paare, - so viele Personen, dass keine einzige die Chance hat, den Leser wirklich zu berühren. Selbst die titelgebende Viveka nicht, die sich zeitweise wie ein aufsässiger Teenager verhält und mehr durch unbeherrschtes Wesen auffällt als durch Seelsorge für ihre Gemeinde.
Der Humor ist keineswegs so subtil wie bei der Beschreibung der T-Shirts erhofft, ganz im Gegenteil kommt er mit der Brechstange und Witzen über Fußpilz, tote Tierkadaver und Alkoholexzesse und deren Folgen daher.
Die Auflösung der Todesfälle setzt dem Ganzen dann die Krone auf: Ein fast wahnsinniger Showdown nach behäbiger Geschichte und Täter und Motiv, die wie eine Tänzerin aus der Geburtstagstorte springen. Und dann sitzt man mit offenem Mund da und denkt nach, an welcher Stelle der Geschichte man den Faden verloren hat, was der viele Text sollte und warum jetzt und nicht schon früher etwas passiert ist.

Mein Fazit:
Eine zusammengemischte Plörre, die für verwöhnte Krimigaumen nicht geeignet ist