Rezension

Kalter Winter, durchtriebene Herrschaften & sinnsuchender Ermittler ...

Tod in der Bibliothek - Jb Lawless

Tod in der Bibliothek
von Jb Lawless

Bewertet mit 3 Sternen

Winter 1957. Es ist kurz vor Weihnachten, als Detective St John Strafford kontaktiert und zu einer Mordermittlung gerufen wird. Von seinem elterlichen Anwesen ist es nicht weit bis zum Tatort und so fällt dieser Fall in seine Hände. In einem alten Herrenhaus wird in der Bibliothek der Pfarrer Harkins tot aufgefunden, aber nicht nur tot ist er, sondern er wurde auch verstümmelt. Die Familie gibt sich geschockt, kooperativ, aber so richtig durchsichtig sind sie nicht. Über allem hängt eine Decke des Schweigens und Strafford muss herausfinden, welcher Zipfel relevant für die Ermittlung ist und welcher nicht. So stapft er durch den Schnee und versucht den Täter auf die Spur zu kommen. Aber warum sollte jemand einen Pfarrer ermorden? Ist die Familie wirklich so unschuldig? Und was für ein Mensch war Father Harkins wirklich?

Als mir dieses Buch vorgestellt wurde, war mir der Zusatz Agatha-Christie schnuppe, denn auf allen Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, wird dieser Hinweis gern verwendet. Für mich war es eher der Irlandfaktor, der gezogen hat. Immerhin ist dieses Land recht geprägt vom geistlichen Ringen und dann ein toter Pfarrer, das könnte doch interessant werden, oder was meint ihr? Wie das Urteil am Ende ausfiel, erzähle ich euch nun.

Strafford der sonst in Dublin ermittelt, befindet sich nun in der irischen Provinz und hier ticken die Leute anders. Solche Herrschaften geben sich nicht mit jedem ab und das lassen sie Straffords Assistenten gut merken, nur seine eigne edle Abstammung öffnet ihm die Türen. Wo wir zur eigentlichen Person unseres Detectives kommen. Er ist noch jung, schneidig und ein ruhiger Typ, der aber gerade alles infrage stellt. Warum ist er nur Polizist geworden, immerhin stammt er selber von einer herrschaftlichen Familie ab und sein Vater wollte ihn eigentlich als Anwalt sehen. Außerdem hat seine Freundin in verlassen und so füllt er sich zu allen Weiblichen hingezogen und verunsichert. Kurzum, der Gute steckt selbst in einer Findungskrise und lässt sich so manches Mal ablenken. So wirkt er oft etwas neben sich, eigenbrötlerisch und unbeholfen, obwohl er ein schlauer Kopf zu sein scheint. Aber diese Familie ist jeder für sich auch ein Rätsel.

Der Fall an sich war zuerst spannend, ein toter Pfarrer in der Bibliothek, was wollte er dort, warum war er bei der Familie und ganz viele andere Fragen schossen einem durch den Kopf. Dazu noch die irische Geschichte zwischen Katholiken und Protestanten und man dachte sich, wer weiß, was dahinter steckte. Allerdings waren die forensischen Mittel zu der Zeit auch recht gering, außer Fingerabdrücke und Todeszeitpunkt, war nicht viel drin und somit ist die detektivische Arbeit gefragt. Ich denke, das ist auch den Zusatz „Agatha-Christi“ geschuldet, denn außer vielen Beobachtungen, Befragungen und Schlüsse ziehen, macht Strafford nicht sehr viel anders. Bis hierhin fand ich den Krimi auch wirklich ganz famos, die winterliche Landschaft, die verzwickte Familie und unser Ermittler, der von seinem Chef schon gesagt bekommt, wie schwierig der Fall in der Öffentlichkeit ist. Aber dann wurde ich überrascht und das nicht unbedingt positiv.

Leider kann ich zu meinem Knackpunkt gar nicht so viel verraten, denn es ist der Schlüssel zur Aufklärung, aber nur so viel, es war mir einfach zu oberflächlich. Außerdem schockierte mich der Sichtwechsel in die Vergangenheit ein bisschen, denn was böse ist, ist böse und kann nicht gut geredet werden, das hat mir ehrlich nicht gefallen und eher verwundert. Somit war der Fall sofort klar und einfach nur ein Abklatsch der katholischen Kirche. Außerdem fand ich Strafford Abenteuer in der Welt der Frauen wirklich übertrieben, überall willige Opfer und ein hin und her gerissener Detective. Auch einige andere Abweichungen fand ich äußerst ungewöhnlich und sprachlich nicht unbedingt passend zum sonstigen Setting.

Somit fand ich Straffords ersten Fall etwas durchwachsen. Die Idee dahinter hat mir gefallen, die Umsetzung ließ noch etwas zu wünschen übrig, ich weiß nämlich nicht, was genau der Autor damit vor hatte. Wollte er den alten klassischen Stil mit modernen Reisern aufpeppen, oder eine neue Art des klassischen Krimis kreieren. Ich weiss es nicht, aber interessant ist auf jeden Fall, dass dies hier ein Pseudonym eines bekannten Autor ist, und ich frag mich, wer steckt dahinter. Somit ist der Auftakt getan, denn es soll wohl noch mehr kommen und trotz meiner Kritik würde ich glatt noch einen Straffort lesen wollen.

Tod in der Bibliothek ist ein etwas anderer Krimi mit Finten, Überraschungen und jeder Menge verdächtiger Personen. Kalter Winter, durchtriebene Herrschaften und ein sinnsuchender Ermittler.