Rezension

Kammerspiel im Kopf

Die Stille -

Die Stille
von Don DeLillo

Bewertet mit 5 Sternen

Die Stille von Don DeLillo, erschienen im Kiepenheuer & Witsch GmbH Verlag am 20.10.2020

Jim Kripps und Tessa Berens fliegen heim von einem Urlaub in Paris, wollen bei Freunden den Superbowl 2022 sehen. Jim will schlafen, aber die Anzeige auf dem Monitor vor ihm lenkt ihn ab. Er und Tessa reden über belangloses bis zu dem Augenblick wo die Anzeige nicht mehr normal funktioniert und der Flughafen noch nicht in der Nähe ist. Derweilen sitzen Diane und Max schon mit dem ehemaligen Studenten von Diane vor dem Fernseher, um das zu tun, was man an einem Superbowl Sonntag tut: das Spiel mit Freunden ansehen, in der Halbzeitpause essen und die Werbung ansehen. Da wird ihr Bildschirm dunkel.

Ein kleines, aber sehr treffendes Buch. DeLillo erklärt nicht warum die Technik langsam, aber sicher versagt. Im Flugzeug noch haben Tessa und Jim einen dieser Momente, wo man stolz ist, wenn einem eine Unwichtigkeit nach einigem durchkauen des Hirns doch noch einfällt, kurze Zeit später ist ihr Handy, auf dem sie sowas gewöhnlich nachsehen, nicht mehr zu gebrauchen. Wir begleiten die Protagonisten einige Stunden in denen mehr und mehr Zivilisationserrungenschaften ausfallen und die Menschen sich plötzlich mit sich selbst beschäftigen müssen, was nicht immer problemlos gelingt. In „die Stille“ wird viel geredet, nicht so wie wir es erwarten, nicht so, wie Menschen miteinander kommunizieren.

Das Buch ist schnell gelesen, der Widerhall, den es beim Leser macht bleibt aber noch länger und lädt auch zur Selbstreflektion ein.