Rezension

Kammerspiel mit vier Personen an einem Wochenende

Kintsugi - Miku Sophie Kühmel

Kintsugi
von Miku Sophie Kühmel

Bewertet mit 3.5 Sternen

3,5 Sterne

Der Klappentext ist wirklich sehr schön geschrieben. Max, Dozent für Archäologie und Reik, ein erfolgreicher Künstler sind seit 20 Jahren liiert und gelten als Vorzeigepaar. Dennoch haben sie unterschiedliche Wünsche für die Zukunft.

Bevor Reik „seinen“ Max traf, war er mit Tonio zusammen. Noch heute sind sie eng befreundet. Der talentierte Barpianist bekam mit einer seiner Affären eine Tochter, die ihm Lebenssinn stiftete. Es fällt ihm schwer, sie nun loszulassen.

Paga, Tonios Tochter, wurde von diesen drei Männern aufgezogen. Ihre Mutter kennt sie nicht. Sie studiert aktuell, ist sehr begabt, aber auch unglücklich verliebt.

Sie alle treffen sich in der Uckermark, um das 20 jährige Jubiläum des Zusammenseins von Max und Reik zu begehen... und werden gewahr, dass momentan einfach wenig zwischen ihnen stimmt und schon lang schwelende Dinge brechen auf.

Der Schreibstil ist sehr bildhaft und etwas verschnörkelt, legt Augenmerk auf Details und liest sich sehr ruhig.

Die Personen und ihre Beziehungen durchleuchtet die Autorin tief und genau. Jede Person erhält ein eigenes Kapitel, in dem aus deren Perspektive erzählt und über sich und die anderen reflektiert wird. Das macht das Ganze natürlich sehr interessant, wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sein können.

Die Kapitel sind durch Dialoge zwischen den Vieren getrennt. Zudem gibt es eine „Einleitung“ und eine Nachschau. Dieser Aufbau gefiel mir ausnehmend gut.

Thematisch geht es nicht vorrangig um „Kintsugi“, also die Reparatur etwas Entzweigeratenem, sondern eher um das Gewahrwerden eines Bruches.

Leider brauchte ich sehr lange, um wirklich gefesselt und berührt zu werden. Ich langweilte mich anfangs und auch immer mal wieder, weil mir trotz allem das Gewisse Etwas, der Flow fehlte. Über Beziehungsprobleme, Ablöseproblematiken, Freundschaft und Liebeskummer liest man doch recht häufig, zudem mir manches Erzähltes recht belanglos erschien.

Dennoch, noch Tage nach der Lektüre hallte die Geschichte in mir nach. Die Figuren, besonders auch in ihrem Zusammenspiel, sind nämlich sehr eindrücklich und stark gezeichnet. Mir gefiel die Tiefe und das Facettenreichtum dieser speziellen und doch auch alltäglichen Charaktere, wobei Sie mich allerdings nicht in jeder Situation überzeugen konnten.

Fazit: Ein leiser, ernsthafter, psychologisch detaillierter Beziehungsroman mit interessanten Charakteren. Formal ist der Roman recht originell, weiß aber letztendlich wenig Neues zu zeigen. Daher vielleicht eher für etwas jugendlichere Leser geeignet.