Rezension

Kampf den inneren Dämonen

Das gefälschte Herz - Maja Ilisch

Das gefälschte Herz
von Maja Ilisch

Bewertet mit 4 Sternen

Band zwei der Neraval-Sage steigt unmittelbar nach dem Cliffhanger in Teil eins ein und holt mich genau dort ab, wo ich geschockt erstarrt bin – ungefähr so wie auch Tymurs Gefährten, als dieser der Heilsbringerin Ililiané kaltblütig ein Messer ins Herz stach. Wer soll die Welt nun vor den Dämonen retten? 

Maja Ilisch bleibt auch in diesem Band ihren vier Hauptfiguren sowie ihrem perspektivischen Erzählen im Wechsel treu. Allerdings splittet sie die Gruppe und „rettet“ Enidin aus dem Einzugsbereich des immer unberechenbareren Tymur und damit Neraval vor dem dämonischen Prinzen. Für die Gefährten steht fest, dass Tymur von einem Dämon besessen ist. Warum sonst hätte er die große Magierin der Alfeyn ermorden sollen, die ihnen als einzige gegen den Unaussprechlichen hätte helfen können? Lorcan und Kevron geben nun ihr Bestes, um Tymur, der plötzlich mit dem großen Helden Damar in Zwiesprache steht, vor der Rückkehr in die Menschenwelt zu retten. 

In ihrem zweiten Buch hat sich die Autorin vorgenommen, den Leser ordentlich zu verwirren. Alle Erkenntnisse aus dem ersten Teil werden auf den Kopf gestellt und durcheinandergewirbelt. Dabei gibt es keine nennenswerte Erweiterung der Schauplätze. Tymur, Lorcan und Kevron haben sich vor den Alfeyn in eine versteinerte Welt gerettet und machen sich dort nun selbst das Leben schwer. Enidin ist zurück in Neraval und stößt in der Heimat auf beunruhigende Entdeckungen, die weitere Fragen aufwerfen. Die Handlungen sind überschaubar und damit sehr untypisch für einen Fantasyroman dieser Tage, in der das Ende der Welt eher mit aufwendigen Inszenierungen von Truppenbewegungen, Schlachtengetümmel und Motivationsmonologen gefeiert wird. Und dennoch hält „Das gefälschte Herz“ durchweg seine Spannung. Dialoge und innere Zwiegespräche sind die große Stärke der Autorin. Sie entwickelt ihre Figuren weiter, enthüllt mehr Charakterzüge und persönliche Vorgeschichten. Sie lässt die Gefährten aneinander wachsen, enthüllt immer mehr ihrer Stärken und Schwächen. Zusammen mit der ungewissen Zukunft Neravals ergibt das richtig gute Unterhaltung.