Rezension

Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn ich mir nach dem Lesen des Buches den Titel betrachte, frage ich mich, warum er nicht heißt: Das Verschwinden von der Erde. Denn Kamtschatka ist ja noch da, im Gegensatz zu den beiden Golosowskaja-Schwestern Aljona und Sofija. Die verschwinden an einem schönen Augusttag und keiner kann sie finden. Zwar beschäftigen sich die unterschiedlichsten Bewohner von Petropawlowsk mit dem Unglück, doch wirkliche Hilfe bleibt aus. Egal ob von der Polizei, die sogar im Pazifik sucht, oder von den Menschen, die der Mutter der beiden schwer zusetzen.

Dies ist ein ungewöhnliches Buch. Denn nach dem ersten, sehr spannenden Kapitel, in dem die Mädchen verschwinden, hören wir erst wieder am Ende des Buches näheres von ihrer Mutter. Dafür lernen wir diverse Bewohner der sibirischen Halbinsel kennen, sowie deren Zukunftsträume, Sorgen und Kümmernisse.

Ein Jahr lang führt uns die 1988 geborene Autorin in ihrem ersten Roman über die mehr als 1000 Kilometer lange Halbinsel, die sie als Amerikanerin 2011 selbst für ein Jahr erkundete. Julia Phillips hat das Leben der unterschiedlichen Volksstämme kennengelernt und sehr bildhaft beschrieben. Dabei hat sie vor allem die Rolle der Frauen herausgearbeitet.

Das Cover mit den im Schnee unsichtbar werdenden Bergen spricht mich zwar nicht so an, dafür war ich begeistert von der Landkarte, die Kamtschatkas Lage verdeutlicht und das überaus hilfreiche Personenregister.

Ein gekonntes Debüt!