Rezension

Kann den Begeisterungsstürmen nicht beipflichten

Herz auf Eis - Isabelle Autissier

Herz auf Eis
von Isabelle Autissier

Bewertet mit 3 Sternen

Louise und Ludovic könnten unterschiedlicher nicht sein – sie: klein, verschüchtert, unscheinbar, aber passionierte Bergsteigerin. Er: groß, schön, abenteuerlustig, selbstsicher, Frohnatur. Beide finden zueinander und planen eines Tages eine ausgedehnte Segeltour, um dem Pariser Alltag zu entfliehen und Abenteuer zu bestehen. Dieses holt beide tatsächlich nach einigen Monaten ein, als sie es wagen eine unberührte, naturgeschützte Insel zu erkunden. Durch ein Unwetter bleiben sie auf dieser Insel inmitten von Pinguinen, Robben und Gletschern, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation, gefangen.

Wow. Das ist in der Tat ein Stoff, aus dem man richtig viel machen kann. Kann das Paar gerettet werden? Kann es überleben? Wie verhält man sich in Ausnahmesituationen? Wie gestaltet sich der gemeinsame Weg und Kampf?

Autissier versucht all diese Fragen in ihrem kurzen Roman zu beantworten. Sie tut es auch auf ihre Weise, jedoch ist es meiner Meinung nach viel zu wenig- insbesondere in psychologischer Hinsicht. Die Beschreibungen der Insel, der Tierwelt und wie das Paar sich dort einrichtet und versucht zu (über-)leben, sind ihr gut gelungen. Das hat mir gefallen. Das ist interessant und mitreißend. Aber spätestens ab der Hälfte ist mir die Geschichte zu langatmig und teilweise unrealistisch geworden. Insbesondere am Schluss stelle ich mir die Frage, ob das ernsthaft so möglich ist, wie Autissier ihren Roman enden lässt. Ich habe schon ein paar psychologische Erfahrungswerte sammeln können in meinem Leben und kann mich daher mit dem Ende nicht recht anfreunden.

Stilistisch ist der Roman in einem recht trockenen Erzählmodus gehalten. Schnörkellos. Das kann durchaus große Wirkung entfalten, aber mich hat der Roman kaum richtig packen können. Die passionierte Weltumseglerin Autissier hat mich ihre Leidenschaft für das Segeln und Entdecken nicht wirklich spüren lassen. Der Roman wirkt streckenweise sogar blutleer für mich. Lediglich dieses einzigartige, schön und bildhaft beschriebene Setting und die Neugier, wie es dem Paar ergeht, haben mich bei der Stange gehalten. Ansonsten bin ich doch etwas enttäuscht am Ende.

Fazit: Spannende Geschichte, die jedoch nur ab und zu fesseln kann. Die Protagonisten bleiben insgesamt eher blutleer, psychologisch oft nicht ausgereift bzw. viel zu kurz abgefrühstückt, manches Mal in ihrem Handeln und Denken schwer nachvollziehbar. So richtig mitfiebern kann ich mit ihnen nur selten und das Ende ist recht unrealistisch für mein Empfinden. Sehr schön -der Anfang und die Beschreibung der Insel. Die allgemeine Begeisterung für diesen Roman kann ich aber leider nicht nachvollziehen. 3 Sterne trotzdem für Idee, prima Start, einige gute Szenen und schöne Beschreibungen der Inselwelt.