Rezension

Kann denn Kuchen Sünde sein? - in Piccolo Leone schon!

Kann Gelato Sünde sein? - Tessa Hennig

Kann Gelato Sünde sein?
von Tessa Hennig

Bewertet mit 5 Sternen

„Kann denn Kuchen Sünde sein? Hölle, ich komme“, sagte Emilia theatralisch und nahm daraufhin einen extragroßen Bissen von ihrer Nussecke.

Seite 166

 

Kann denn Kuchen Sünde sein? - In Piccolo Leone schon!

Aber der Reihe nach:

Emilia hat ihr Leben für die Versicherungsfirma ihres Mannes gegeben – der Lohn? Eine Geliebte, zu der er flüchtete um kurz darauf zu sterben. Und eine Tochter, die ihr vorhält, zu viel gearbeitet zu haben und zu wenig für sie dagewesen zu sein. Ganz hat sie das ihrem verstorbenen Exmann nicht verziehen, und so hadert Emilia mit sich und der Welt. Ihr einziger Lichtblick (und auch ein Einstiegshighlight für den Leser): Die wöchentliche Tortenrunde mit ihren Freundinnen, bei denen einem beim Lesen schon das Wasser im Mund zusammenläuft!

Zu ihrem 60igsten Geburtstag fliegt sie nach Italien, um ihre dort studierende Julia zu überraschen – doch das Überraschungsmoment hat eindeutig Julia auf ihrer Seite!

Denn diese befindet sich nicht wie erwartet an der Uni, sondern mit ihrer Liebe Francesco in Piccolo Leone, um mit ihm seinen Traum vom Agrotourismus zu leben.

Obwohl ich es noch nie so weit in den Süden Italiens geschafft habe, sehe ich dennoch die ganze Landschaft, die Tessa Hennig beschreibt, vor meinem inneren Auge! Man merkt in jeder Zeile, wie sehr sie das Land und die Menschen dort liebt und verliebt sich selbst - in Italien und die facettenreichen Protagonisten, die sie zeichnet!

Denn die sind absolut glaubwürdig: Es ist nur zu verständlich, dass Emilia, die immer auf Sicherheit aus war, von Julias Plänen nicht gerade begeistert ist! Man spürt die Spannung zwischen den beiden, aber auch im Verlauf der Geschichte deren Entwicklung und darf miterleben, wie sie wieder zueinander finden.

Dabei sind die Dialoge intelligent humorvoll geschrieben, die Handlung schreitet flott voran, Klischees werden gezielt gezeichnet und auch mal lustig überspitzt. Gerade dadurch habe ich über manche Themen ein zweites Mal nachgedacht.

Denn in Piccolo Leone herrscht der Gesundheitswahn: Bürgermeister Gasparao hat sich das Ziel gesetzt, dass alle seine Bewohner 85 Jahre alt werden. Und um das zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. So werden die Senioren mit Gymnastik zwangsbeglückt und leckere Nachspeisen heimlich unter der Ladentheke verkauft.

Da scheint Emilia mit ihren sensationellen Torten wie eine Botin aus der Hölle – und freundet sich ausgerechnet mit dem örtlichen Bestatter an!

 

Gekrönt wird der Roman mit einem spannender Showdown, bei dem sich auch mein Blickwinkel auf die Protagonisten noch mal ändert!

Ein perfekter Mix aus leichter Unterhaltung mit tieferen Einblicken, bei dem die Seiten schneller dahinschmelzen als Emilias Eistorten in der Sonne!

 

Fazit: Eine tortenrunde Geschichte voller Italien, Humor und Romantik, das perfekte Sommer-Urlaubs-Vergnügen für daheim!