Rezension

„kann der kopf nicht weiter bearbeitet werden, dann immer noch die mütze.“

Werke 7. die bearbeitung der mütze, der versteckte hirte, verstreute gedichte 5 - Ernst Jandl

Verstreute Gedichte 5. Der versteckte Hirte. Die Bearbeitung der Mütze
von Ernst Jandl

Bewertet mit 4 Sternen

Ernst Jandl – 1925 geboren, knapp 10 Jahre nach Entstehung der dadaistischen Strömung wird in den Nachkriegsjahren zu einem avantgardistischen Poeten, dessen Lyrik bis heute weitreichende Bekanntheit erlangt hat.

Um moderne Lyrik in ihrer Gänze zu verstehen, habe ich mich einmal mit diesem Dichter und der Zeit auseinandergesetzt, in der solche an den Dadaismus angelehnte „Konkrete Poesie“ entstehen konnte.

Der Luchterhand Literaturverlag hat Jandls  Gesamtwerk in einer mehrbändigen Reihe herausgegeben. Um einmal alles fern des Mainstream-Jandls kennenzulernen, sollte man sich unbedingt mehr als sein Hauptwerk „Laut und Luise“ zu Gemüte führen.

Für mich war diese Ausgabe ein einmaliger Blick in ein Stück Literaturgeschichte und eine Form der Lyrik, die ich bisher nicht als Kunst wahrnahm. In diesem Band findet man alles, was den Facettenreichtum Jandls so auszeichnet – Lautgedichte, Erforschung ähnlicher Worte, Wortspiele, witzige Texte, die gerne Tabuthemen behandeln, die man enträtseln muss, Prosagedichte und Sprachspiele.

Zu meinen favorisierten Texten in diesem Band gehören eindeutig

„ab und zukunft“

„rilkes schuh“ (S. 72) und

„vermessen“ (S. 209)

Der Band ist ebenso mit Skizzen von Jandl versehen, die gerne einmal sexuellen Charakter tragen, aber beweisen, dass Jandl ob der vielen Tabuthemen auch wusste, sich in der Öffentlichkeit zu positionieren.

Mir hat dieser kleine Exkurs in die Konkrete Poesie sehr gefallen und die Aufmachung des Bandes ebenso.