Rezension

Kann ein Sachbuch spannend sein?

Black Hand - Stephan Talty

Black Hand
von Stephan Talty

Ja, ein Sachbuch kann spannend sein. In diesem Buch geht es um die Anfänge der Black Hand, einer Mafia ähnlichen Verbrechensorganisation in den Italiener Vierteln New Yorks um die Jahrhundertwende 1900. Die Organisation erpresst Gelder durch Entführung von Kindern, Morddrohungen und angedrohten Sprengstoffanschlägen auf Geschäfte. Die Polizei, deren Mitglieder vor allem irische Einwanderer sind, kümmert sich wenig darum. Die Schwarze Hand wird verharmlost oder sogar als Hirngespinst angesehen. Auch auf politischer Seite vertritt man allgemein diese Meinung. 

Im italienischen Viertel kann die Schwarze Hand vor allem deshalb groß werden, weil kaum einer der Polizisten italienisch sprechen kann und deshalb die Verständigung mit der Bevölkerung sehr erschwert ist. Da ist der Polizist Jo Petrosino eine Ausnahme. Als italienischer Einwandere ist er einer der wenigen Polizisten, die italienisch sprechen. Er sieht voraus, das sich die Schwarze Hand in New York und auch in den anderen Städten ausbreiten und mächtiger werden wird. Mit verschwindend geringer Unterstützung der Vorgesetzten und der Politik versucht er mit 4 Kollegen, der sogenannten Italien Quad, seine Landsleute gegen die Schwarze Hand zu unterstützen. Es ist erstaunlich, welche Erfolge die kleine Truppe trotz aller Widrigkeiten verzeichnen kann. 

Stephan Talty hat einen Tatsachenbericht geschrieben, auf der Grundlage eines umfangreichen Quellenstudiums. Auch wenn er das Buch in einem sachlichen Berichtsstil verfasst hat, liest es sich doch immer wieder wie ein spannender Krimi. Das ist vor allem an den Stellen der Fall, an denen von beispielhaften Fällen berichtet wird. 

Talty gibt einen sehr guten Einblick in die damaligen Verhältnisse. Man fragt sich oft, wie die Politiker damals die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen haben und so die Schwarze Hand groß werden konnte, genau so, wie Petrosino es vorausgesagt hatte. 

Aber auch heute ist es oft so, dass erst das Kind in den Brunnen gefallen sein muss, ehe man etwas unternimmt. Also genau wie damals. Nichts dazu gelernt.