Rezension

Kann eine KI menschliche Gefühle entwickeln? Sich sogar verlieben?

The Kingdom - Jess Rothenberg

The Kingdom
von Jess Rothenberg

In   The Kingdom werden deine kühnsten Träume wahr. In dem futuristischen Fantasy-Freizeitpark werden längst ausgestorbene Tierarten als Hybriden wieder zum Leben erweckt und die sieben Fantastinnen lesen den Besuchern jeden noch so kleinen Wunsch von den Lippen ab. Ana ist eine dieser Hybrid-Prinzesinnen – halb Mensch, halb Maschine. Als Ana beschuldigt wird, den Parkarbeiter Owen getötet zu haben, beginnt der Prozess des Jahrhunderts. Sind KI wirklich in der Lage Moral und Gefühle zu entwickeln? Sich vielleicht sogar zu verlieben?

Erzählt wird die Geschichte sowohl aus der Sicht von Ana als auch Mithilfe von Gerichtsprotokollen und Zeugenbefragungen aus der Zeit des Prozesses. So bleibt es spannend, da man als Leser unbedingt erfahren möchte, wie sich das Verbrechen ereignet hat und ob Ana denn nun wirklich schuldig ist. Die Handlung spielt jedoch anfangs vor dem Prozess und kommt diesem mit jeder gelesenen Seite näher. So kann der Leser nach und nach miterleben, was überhaupt zu dem Verbrechen und dem anschließenden Prozess geführt hat und was in dieser Zeit alles vorgefallen ist. Es war wahnsinnig spannend, dies alles sowohl aus der Sicht von Ana als auch durch die rein objektiven Gerichtsberichte mitzuerleben und sich so ein eigenes Bild zu machen.
Ana mochte ich wirklich gerne. Obwohl ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass sie eigentlich mehr Maschine als Mensch ist und sie als künstliche Intelligenz gar nichts fühlen können sollte, kam sie mir doch unglaublich menschlich vor. Anfangs wirkte sie noch etwas naiv und leichtgläubig und reagierte auf ihre Umwelt so, wie man es sich bei einer programmierten Prinzessin vorstellen würde, die für die Belustigung der Parkbesucher konstruiert wurde. Doch mit jeder Seite entwickelte sie sich weiter, wurde noch menschlicher und stellte   The Kingdom immer mehr in Frage.
Auch Owen, den Wartungsmitarbeiter, der Anas Aufmerksamkeit erweckt, mochte ich wirklich gerne. Insgesamt bleibt er jedoch im Vergleich zu Ana recht blass und eindimensional.
Neben Owen und Ana gibt es natürlich auch noch ein paar andere Charaktere, die ich ins Herz geschlossen habe – vor allem Anas Schwestern, die anderen Fantastinnen. Dennoch war Ana der Star der Geschichte, neben dem selbst Owen blass aussah. Immerhin ging es in dem Prozess um Ana auch zu großen Teilen darum, inwiefern KIs fühlen und moralisch handeln, ja vielleicht sogar sich verlieben können.

Die Welt von   The Kingdom war wirklich fazinierend und mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob so ein dystopischer Freizeitpark voller längst ausgestorbener Hybridtieren und Fantastinnen vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft sogar Wirklichkeit werden könnte. Nichtsdestotrotz gibt es in meinen Augen einige kleinere Logikfehler, die zwar dem Lesespaß keinen Abbruch tun, aber dennoch mehr oder weniger auffallen. An dieser Stelle möchte ich gar nicht zu sehr ins Detail gehen, vielleicht habe auch nur ich einige Stellen als unlogisch und nicht ganz rund empfunden. Das Ende beantwortet zwar die wichtigsten Fragen, dennoch bleibt einiges offen, so dass ich gespannt bin, ob es einen zweiten Band  geben wird. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass Anas Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist und bin gespannt, in welche Richtung eine mögliche Fortsetzung gehen wird.

Fazit:
The Kingdom erzählt von einer dystopischen Welt, die gar nicht mal so abwegig erscheint. Ana und Owen habe ich schnell ins Herz geschlossen, auch wenn Owen neben Ana oftmals eher blass wirkte. Kleinere Logikfehler und Ungereimtheiten tun dem Lesespaß keinen Abbruch und die wechselnde Erzählweise zwischen Anas Perspektive und Gerichtsberichten sowie die Sprünge zwischen der Zeit vor und nach dem Prozess sorgen durchgehend für Spannung.