Rezension

Kann man im Krieg Gerechtigkeit einfordern?

Die Toten vom Gare d’Austerlitz -

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
von Chris Lloyd

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Sisyphos-Aufgabe für Inspektor Giral, aber er stellt sich ihr.

 

Am Tag der deutschen Besetzung von Paris im Juni 1940 wird Kommissar Giral an den Bahnhof Austerlitz gerufen. Vier Unbekannte liegen tot in einem Güterwaggon, sie wurden offensichtlich mit Giftgas ermordet. Und Edouard („Eddi“) Giral verbeißt sich in den Fall, legt sich mit seinem Vorgesetzten, mit den Deutschen, mit ihm bekannten Pariser Verbrechern, mit der Gestapo und mit seinem eigenen Sohn an, um die Wahrheit zu ermitteln. Doch das ist für den schwer vom Ersten Weltkrieg traumatisierten und früher kokainabhängigen Kommissar viel schwerer als vermutet. Ständig handelt er sich Schläge ein, wird von den Besatzern schikaniert und behindert, ein Mord soll ihm in die Schuhe werden. Doch auch Eddie kann falsch spielen und nutzt das. Ein langer Showdown rund um den Tag, an dem Adolf Hitler Paris urplötzlich besuchte, beendet das Buch nicht ganz, ohne die Rätsel zu lösen. Aber Eddie blickt schlussendlich fast wie in einem Epilog durch, zunächst etwas überraschend aber doch konsequent in der Erzählung.

Das historisch ergänzende Nachwort ist ausgesprochen lesenswert, wenn man die Lektüre durch hat. Ob die vielen Rückblenden ins Jahr 1925 wirklich nötig sind, sei dahingestellt. Sie erzählen viel von Eddie, sie erklären viel von ihm, aber das hätte auch anders und kürzer gemacht werden können.