Rezension

Kann man lesen, bleibt aber ein Zusatzband

Die Eule von Askir. Die komplette Fassung - Richard Schwartz

Die Eule von Askir. Die komplette Fassung
von Richard Schwartz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hier haben wir den sechsten Band der Askir Reihe, bei dem es sich um eine Besonderheit handelt. Ursprünglich war es nämlich ein Sonderband der aus der Reihe als Einzelband ausgekoppelt war. Da Richard Schwartz es aber eigentlich so geplant hatte, dass die Eule noch vor dem Kronrat gelesen werden sollte, wurde das Buch 2016 im Zuge des Erscheinens der ungekürzten Ausgabe in die Reihe als sechster Band eingegliedert und der Kronrat wurde zum siebten Band.
Ich persönlich habe die Askir Reihe ja schon ein paar Mal gelesen, aber bisher immer nach der alten Bandreihenfolge, da ich die Eule nicht hatte. Daher war dieser Band für mich kein Re-read, sondern eine neue Leseerfahrung und zum ersten Mal erlebe ich die Reihe so, wie es sich der Autor vorstellte.

Mehr Hintergünde, mehr Askir
Als erste fällt auf, dass wir Havald und Co diesmal nicht begleiten. Damit haben wir statt er Ich-Perspektive eine auktoriale Erzählperspektive. Das ist zwar zunächst gewöhnungsbedürftig, wenn man bereits fünf Bände aus Havalds Sicht gelesen hat, allerdings gewöhnt man sich schnell daran und mit Desina, Stabsleutnant Santer oder auch Tarek, den Gesandten aus Aldane hat der Autor wieder interessante Charaktere geschaffen, die man gerne begleitet.

Was mir an dem Buch gut gefallen hat ist, dass man als Leser viele neue Informationen und Hintergründe rund um die Reichsstadt, aber auch das alte Reich erfährt. Zudem kann man Ereignisse die in den vorherigen Bänden bez. Im Kronrat nur angeschnitten werden viel besser nachvollziehen. z.B Desinas Zuneigung bez. Bewunderung zu Balthasar oder eben die Fast-Invasion. Viele Geschehnisse aus dem Nachfolgeband Der Kronrat werden dadurch deutlich klarer. Die Reihe in dieser neuen Reihenfolge zu lesen, lohnt sich also nicht nur für Neueinsteiger, sondern auch für „alte Hasen“ wie mich.

Gut ein Drittel weniger hätten es auch getan
Bei all der Freude über neues Wissen um die Welt von Askir und die Reichsstadt im Besondern, gibt es jedoch leider einen Hacken: Das Buch ist zu lang. Ich liebe Richard Schwartz‘ Stil, ich liebe seine Erzählweise, dennoch fand selbst ich viele Szenen bez. Ganze Kapitel überflüssig. Gerade die erste Hälfte zieht sich furchtbar hin und verliert sich an manchen Stellen fast schon in der Banalität. Ich kann verstehen warum der Verlag die erste Ausgabe radikal gekürzt hatte. Ab der Hälfte wird es denn langsam besser und das letzte Drittel wartet durchaus wieder mit Spannung auf, sodass mich das Buch etwas zwiegespalten zurück lässt. Auf der einen Seite musste ich mich durch die erste Hälfte fast schon kämpfen, auf der anderen Seite flogen in der zweiten Hälfte die Seiten nur so dahin.

Ein weiterer negativer Punkt, der jedoch nicht die Schuld des Autors, sondern vielmehr die des Lektorats ist, sind die zahlreichen Fehler im Buch. Neben falschen Artikeln und vertauschten Namen fallen besonders häufig das Verwechseln der Anrede auf. An etlichen Stellen steht die Anrede Sie statt des eigentlich verwendeten Euch. Eine so hohe Fehleranzahl, teilweise eben auch inhaltliche Fehler, dass z.B. Personen plötzlich da sind, die zwei Seiten zuvor den Schauplatz bereits verlassen haben, weil offenbar Namen vertauscht wurden, habe ich selten erlebt.

Fazit:
Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite gibt es wider tolle Charaktere und man erhält eine Fülle von interessanten neuen Hintergründen, die das Verständnis der Ereignisse des Folgebandes vertiefen, dennoch ist das Buch an vielen Stellen zäh und man hat das Gefühl, dass hin und wieder der Faden verloren geht.