Rezension

Katz-und-Maus-Spiel auf mäßig hohem Niveau

Code Genesis - Sie werden dich finden - Andreas Gruber

Code Genesis - Sie werden dich finden
von Andreas Gruber

Bewertet mit 3 Sternen

Andreas Gruber hat bis jetzt Geschichten in den Genres Horror, Science-Fiction-, Krimi und Thriller geschrieben – nun wagt er sich ins Jugendbuch-Genre. Als ich Ende letzten Jahres die Vorschau des cjb-Verlages durchblättert habe, bin ich plötzlich auf diesen Titel gestoßen und war überrascht – positiv überrascht. Tatsächlich lese ich gerne Jugendbücher, liebe beispielsweise die Bücher von Markus Zusak – wobei es bei ihm eher Coming of Age Geschichten sind. Aber manchmal ist beides das Selbe. Aber kann Andreas Gruber Jugendbuch? Das ist der Beginn einer Reihe und ich war zu Beginn danach positiv-skeptisch. Zu Beginn.

Terry ist vierzehn Jahre alt, auch wenn sie darauf besteht, vierzehneinhalb zu sein. Das ist wie bei Maarten Sneijder, der auf sein S zwischen seinen Namen besteht. Irgendwann wird diese Masche halt auch langweilig. Vor zehn Jahren verlor sie ihre Mutter, dessen Leiche nie gefunden wurde. Seitdem lebt sie mit ihrem Onkel Simon, der Meeresbiologe und Erfinder ist, auf dem U-Boot namens Kopernikus – ein durchaus interessanter Name, da Kopernikus Arzt und Astronome war und nichts mit dem Wasser oder Unterwasser am Hut hatte. Neben Terry und Simon leben noch ihr Cousin Ethan, der als Nerd ganze Nacht am PC sitzt und Simon unterstützt, und der ehemalige Hausarbeiter von Terrys Mutter, Johann auf dem Boot. Und dann ist da noch Charlie, Terrys Frettchen, das gut dressiert gerne auf Terrys Schulter sitzt und die Welt genießt. Terry bringt die Geschichte durch ihren nächtlichen Einstieg in das Haus der Goians, die nun im ehemaligen Haus von Terrys Mutter wohnen – oder auch nicht (siehe Einleitung). Hinter den Goians steht die mächtige Valerie De Boes – und bei der ist der Name Programm, denn sie ist die Antagonistin der Reihe. Ja, der Reihe, denn „Code Genesis“ ist nicht in sich geschlossen bzw. nur so halb.

Mich hat „Code Genesis“ frappant an die Zeichentrickserie „Wo ist Carmen Santiego“ erinnert, die in den 90ern im Fernsehen lief. Dort wurde (die böse) Carmen Santiego quer durch die Welt gejagt. Die Vorzeichen kehren sich bei „Code Genesis“ ins Gegenteil, denn da werden die Guten durch die Welt gejagt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Serie „Wo steckt Carmen Santiego" besonders bekannt war – ich jedenfalls habe sie geliebt. „Code Genesis“ nimmt innerhalb weniger Seiten an Fahrt auf und man kommt eigentlich kaum davon los – das kennt man von Gruber. Bei seinen anderen Büchern ist es nicht anders.Und doch ist etwas anders bei dieser Reihe. Die Protagonistin wirkt nämlich, anders bei die bei Grubers anderen Reihen, anfangs wie ein Fremdkörper. Während Simon, Ethan und Johann klare Aufgaben auf dem Boot haben, erfährt man bis zuletzt nicht, welche Aufgabe – außer hin und wieder putzen. Frettchen Charlie hat da eine wesentlich größere Persönlichkeit. Auch markante weibliche Züge hat Terry bis fast zum Ende nicht. Da kommt kein „streicht sich eine lange Strähne hinters Ohr“, „bindet sich die Haare zu einem Zopf“ oder ähnliches. Terry könnte genau so gut ein Junge sein – vielleicht heißt sie auch genau deshalb Terry. Aber wenn vier (junge) Männer durch die Weltmeere düsen, wäre die Gefahr eines Aufschreis vermutlich zu groß. Generell kann man festhalten, dass sich Gruber bis zur Hälfte bezüglich der Charaktere ziemlich bedeckt hält. Die Geschichte kommt jetzt auch nicht mit den größten Innovationen daher, die Muster kennt man zumindest – ein Katz-und-Maus-Spiel auf mäßig hohem Niveau. Auch die Hintergründe dieser Jagd wurden meiner Meinung nach viel zu wenig erklärt. Vermutlich wird sich die Reihe damit über ein paar Teile halten können – ewig wird sich das Szenario aber auch nicht tragen können, ohne langweilig zu werden, wenn man nicht etwas mehr Backstory erfährt. Da fehlt mir persönlich der Anreiz, weiterzulesen.. Der Showdown ist zudem ziemlich vorhersehbar – aber klar, wenn man zu einer Schießerei mit dem sprichwörtlichen Messer auftaucht, muss man sich eben eine effektivere Alternative suchen

.Ich weiß nicht genau, wie alt die Zielgruppe dieses Buchs ist, aber aufgrund des Settings und der Tatsache, dass das Fluchen tunlichst vermieden wird, tippe ich mal, dass sie bei plusminus vierzehn Jahren liegt. Ob die Serie der frühen Kundenbindung für Grubers anderer Bücher dient, weiß ich nicht, kann man aber mutmaßen. Strategisch wäre es nicht unklug, da "Code Genesis" in eine ähnliche Kerbe wie Grubers andere Bücher schlägt. Man könnte dieses Buch durchaus als Jugendthriller bezeichnen – auch wenn Gruber eine andere Bezeichnung präferiert. Ob ich die Serie weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht  – man erkennt eben deutlich, dass die Zielgruppe (sehr) jung ist, was ja an sich nichts schlechtes ist.. Aber mal sehen. So richtig angekommen ist Andreas Gruber im Jugendbuch-Genre meiner Meinung nach noch nicht.Epilog: 

„Code Genesis“ bildet den Auftakt zur Jugendbuch-Reihe von Andreas Gruber und nimmt recht schnell an Fahrt auf. Die vierzehnjährige Terry stürzt ihre Ersatzfamilie durch eine eigenwillige Aktion in ein nachhaltiges Chaos. Eben jene Terry wirkt anfangs wie ein Fremdkörper – ihr Frettchen Charlie hat eine wesentlich größere Persönlichkeit. Die Geschichte kommt jetzt auch nicht mit den größten Innovationen daher – ein Katz-und-Maus-Spiel auf mäßig hohem Niveau.