Rezension

Katze oder Maus?

Die Falle
von Melanie Raabe

Zum Inhalt:
Vor 12 Jahren blickte Linda dem Mörder ihrer Schwester kurz in die Augen. Trotzdem wurde er nie gefasst und Linda zog sich komplett von der Außenwelt zurück. Jetzt glaubt sie, den Täter in einem Fernsehjournalisten wiedererkannt zu haben und denkt sich - als inzwischen gefeierte Autorin - ein Szenario aus, ihn zu überführen. Aber nicht alles ist so, wie es scheint.... Oder doch?

Zum Cover:
Sehr mysteriös, - weder ich, noch der Mann meines Herzens weiß etwas darauf zu erkennen. Aber deshalb passt es irgendwie zu einer Geschichte um Glauben und Irrglauben.

Mein Eindruck:
Was für ein Spannungsaufbau, was für ein erzählerisches Können!
Schon der Beginn des Buchs, der sich mit Lindas Lebenssituation befasst und ihre selbstgewählte Isolation beschreibt, geht unter die Haut. Die Angst vor dem "Draußen" ist so spürbar, dass sich die Nackenhaare beim Lesen aufstellen.
Dann das vermeintliche Erkennen des Täters, die Vorbereitung auf das Interview mit dem an Kriegsschauplätzen heimischen Journalisten, das Schreiben des Buchs über den Mord an ihrer Schwester und schließlich: Das Duell zweier großartiger Hirne!
Gespiegelt wird der Aufbau durch den sich verändernden Schreibstil der Autorin. Der Schlagabtausch zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem Gegenpart erfolgt wie ein Schusswechsel aus immer moderneren Pistolen. Zuerst ganz gemächlich, dann werden die Daumenschrauben angezogen und schließlich folgt ein Gewitter von Kugeln und Sätzen, bis weder die Protagonisten noch die Lesenden mehr wissen, was wahr und falsch, was oben und unten ist.
Danach - wie bei dem ersten Absturz in einer Achterbahn - eine kurze Phase der Findung, um zum Finale aufzusteigen, welches an Spannung nichts zu wünschen übrig lässt.
Gekonnt die Idee, die Empfindungen von Linda beim Auffinden der Leiche und der folgenden Suche nach dem Täter als "Buch im Buch" einzustreuen und sich dabei der dritten Person zu bedienen. Diese Aufsicht lässt einen die Tat relativ kühl betrachten, um dann noch tiefer in das Hier und Jetzt einzutauchen.

Fazit:
Großartig, spannend und (positiv) verwirrend
5 Sterne