Rezension

Kaum angefangen, ist das Buch schon wieder aus

Das Joshua-Profil
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt ja Schriftsteller, da freut man sich beim Beenden des Buches darauf, dass er hoffentlich ganz schnell ein neues Buch herausbringt. So ein Schriftsteller ist Fitzek für mich und natürlich musste ich so schnell wie möglich auch diesen Thriller lesen.

Zum Inhalt: der erfolglose Schriftsteller Max lebt gemeinsam mit seiner Frau Kim und seiner Pflegetochter in Berlin. Als er eines Tages von einem ihm unbekannten angerufen wird, der von ihm verlangt, zu ihm ins Krankenhaus zu kommen, wird er natürlich neugierig. Max trifft auf einen grausam entstellten Mann, der sich durch Selbstanzündung versucht hat umzubringen und ihn vor Joshua warnen möchte. Max hält das für wirres Gerede, oder ist da vielleicht doch mehr dran.

Also als erstes möchte ich sagen, dass es vom Tempo und Einfallsreichtum ein ganz typischer Fitzek ist. Natürlich ist man als Leser gleich vom ersten Wort an mitten in der Geschichte. Während man natürlich wieder einmal zu Anfang keinerlei Idee hat, worum es hier überhaupt geht, wird man förmlich von der Geschichte eingesaugt. Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie er mit den ganzen losen Fäden eine große, auch noch plausible Geschichte knüpft, deren Wendungen ich nicht voraussagen konnte, dabei habe ich schon einige seiner Bücher gelesen. Gerade die Wendung gegen Ende habe ich so absolut nicht mehr kommen sehen. Erschreckend sind verschiedene Aspekte, die angesprochen werden, denn ein großer Punkt in diesem Thriller ist einfach die Überwachung der Bürger durch die Medien, die sie benutzen, sprich hauptsächlich Internet und ich bin mir sicher, dass wir gar nicht so weit entfernt von all dem sind, was hier geschrieben steht.

Max, der Protagonist, ist ein absolut sympathischer Charakter und ich bin fast erstaunt, wie dieser eher harmlose Mann zu kämpfen beginnt, als es um das wichtigste in seinem Leben geht, seine Pflegetochter Jola, die für ihn mit einem leiblichen Kind gleichzusetzen ist. So wird aus einem ruhigen, durchschnittlichen, fast schon farblosen Mann ein kämpferischer, mutiger Charakter. Jola ist mein absoluter Lieblingscharakter im Buch, wobei ich ihre Handlungen für eine zehnjährige nicht immer glaubhaft fand, auch von den Gedankengängen her fand ich sie wesentlich weiter entwickelt. Aber ein weniger mutiger Charakter wäre hier auch falsch gewesen. Bei Max' Bruder Cosmo habe ich dermaßen widerstreitende Gefühle, denn eigentlich müsste dieser Psychopath ein ganz grauenhafter Charakter sein und was ich solchen Männer, die Neigungen wie Cosmo haben, an den Hals wünsche, darf ich gar nicht in den Mund nehmen. Aber Herr Fitzek schafft es, dass man diesen Charakter tatsächlich schon mag. Puh, also wirklich kompliziert.

Mein Fazit: ein gut gelungener Thriller, bei dem ich viele Wendungen nicht kommen gesehen habe und der "böse" Charaktere auf gewisse Weise gut da stehen lässt. Viele Wendungen und großes Tempo bestimmen auch hier die Gangart. Von mir gibt es wieder eine klare Leseempfehlung! Eines noch vorweg, wer in Betracht zieht, "die Blutschule" zu lesen, dem würde ich empfehlen, dies doch eher vor diesem Buch zu lesen, denn es sind schon ein paar Spoiler im Joshua-Profil enthalten.