Rezension

Kein Adams, aber trotzdem sehr lesenswert

Terror der Tentakel - A. Lee Martinez

Terror der Tentakel
von A. Lee Martinez

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn es um den Begriff „Humoristische Science Fiction“ geht, wird vielen in erster Linie der Name Douglas Adams einfallen – zu Recht natürlich. Es gibt allerdings auch einige andere Schriftsteller, die diese Pfade begehen, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Erfolg. Unter diesen ist A. Lee Martinez wohl als einer der bekanntesten zu nennen. Mit „Terror der Tentakel“ hat der Piper Verlag seine aktuelle Veröffentlichung auf den Markt gebracht.

Martinez macht auch schnell von Beginn an klar, was Phase ist, indem er den Leser direkt mit seinem Protagonisten Imperator Mollusk in die Schlacht ziehen lässt und ihnen vor Auge führt, dass der schleimige Neptuner ja eigentlich ein ganz anständiger Kerl ist. Nun ja… bedingt zumindest, denn immerhin ist er einer der gefürchtesten Warlords unseres Sonnensystems, hat sich mit so ziemlich jedem schon einmal angelegt und dürfte wohl nur unter erschwerten Bedingungen für den Friedensnobelpreis nominiert werden. Macht aber nichts, denn gerade durch dieses Antihelden-Ding nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf, ist trotz einiger Rückblenden spannend und atmosphärisch sehr gelungen. Man sollte natürlich bei „Terror der Tentakel“ nicht mit einer ernsthaft bedrohlichen Atmosphäre rechnen, sondern sich viel mehr auf eine abgedrehte und durchaus lustige Story einstellen.

Die Figuren, oder besser gesagt das Zusammenspiel eben jener, ist es auch, was die Geschichte am Laufen hält. Unser kleiner Tyrann wird von einer Venusbewohnerin begleitet, die eigentlich nichts anderes will, als ihn für seine Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Dumm nur, dass ihr Befehl lautet, ihn zu schützen – und wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, sind Venuserinnen (oder so) sehr von ihrem Pflichtgefühl gesteuert. Das führt immer wieder zu Reibereien zwischen die Figuren, die vor zynischem Humor nur so sprühen. Schön zu beobachten ist dabei die Entwicklung, die die Hauptakteuere im Verlauf von „Terror der Tentakel“ erleben und welche durch Rückblenden in die Vergangenheit Mollusks auch immer wieder gut untermauert wird. Martinez ist es hier trotz aller Abgehobenheit gelungen, glaubwürdige Aliens mit nachvollziehbaren Handlungsweisen in eine Sci-Fi-Story zu stopfen. Klingt paradox? Mag sein, ist aber nun einmal so.

Stilistisch kann man sich ebenfalls nicht beklagen. Der Autor ist flott bei der Sache, schreibt sehr locker und bringt den Leser dazu, mitunter ein ziemliches Dauergrinsen aufzusetzen. Man sollte hier nicht mit brachialem Humor rechnen, Martinez zeigt in „Terror der Tentakel“ sehr deutlich, dass er die leisen, aber dennoch ungemein amüsanten Töne sehr gut beherrscht. Dies, verbunden mit der temporeichen Geschichte, sorgt dafür, dass man als Freund dieses Genres nur schwer mit dem Lesen aufhören kann. Dazu kommt eine, wie sie zum Beispiel bei Pratchett zum guten Ton gehört, sehr menschliche Herangehensweise an die abgefahrene Action, die Martinez uns hier präsentiert.

Fazit:

A. Lee Martinez mag nicht das Format eines Douglas Adams oder eines Terry Pratchett haben. Noch nicht jedenfalls. „Terror der Tentakel“ ist nichtsdestotrotz ein sehr amüsanter und unterhaltsamer Roman, der durchaus die Qualiäten der beiden Vorgenannten durchscheinen lässt. Wer also vor allem Adams mag, darf hier gerne einmal einen Blick riskieren, ich wage zu behaupten, dass er nicht enttäuscht werden wird.