Rezension

Kein alltäglicher historischer Roman

Die Maurin - Lea Korte

Die Maurin
von Lea Korte

Zahra ist ein junges, hübsches Mädchen mit einem eigenen Kopf. Sie sträubt sich gegen jegliche Zwänge und sehnt sich nach einem freien, selbstbestimmten Leben. Doch Zahra lebt in einer gefährlichen Zeit: Mauren und Christen sind sich nicht wohlgesinnt und der Krieg steht bevor…

Was braucht ein historischer Roman? Natürlich, einen Helden – oder vorzugsweise eine Heldin – einige Bösewichte, möglicherweise noch den ein oder anderen Liebhaber und natürlich etliche Herausforderungen und Abenteuer, die bestanden werden müssen. Ähnlich sieht auch das Grundgerüst der „Maurin“ aus. Dennoch ist „Die Maurin“ in meinen Augen kein alltäglicher historischer Roman.

An manchen Stellen hat man den Eindruck, Lea Korte male mit Worten: Die Landschaft und die Menschen kann man vor seinem inneren Auge aufziehen sehen. Und auch die Lebensumstände und die Religionen schildert sie wohl – größtenteils – detailliert und glaubwürdig. Interessant ist, dass ein Großteil der Figuren – mal abgesehen von der Familie der Protagonistin – nicht Lea Kortes Fantasie entsprungen sind, sondern Personen der Zeitgeschichte sind. Ob die mit ihrer Darstellung zufrieden wären, sei hier mal außen vor gelassen.

Seltsamerweise kann sich Zahra allerdings unglaublich viele Freiheiten erlauben, die – anders als wohl im wahren Leben – von ihrem Vater und Bruder fast ausnahmslos verziehen werden. Aber gut, es ist ja ein Roman… Und da die Charaktere und deren Entwicklung – mal abgesehen von einigen Stereotypen – ansonsten gut gelungen sind, kann man darüber wohl hinwegsehen. Positiv aufgefallen ist mir auch, dass die (obligatorische) Liebesgeschichte tatsächlich noch einige Überraschungen birgt.
Beim Lesen kam es mir vor, als hätte ich eine Reise in Zahras Welt unternommen. Am Ende war ich gewissermaßen enttäuscht, dass ich nicht noch länger in Zahras Welt eintauchen kann. Zwar hat das Buch an einigen Stellen Längen, aber insgesamt kam das Ende tatsächlich überraschend und irgendwie (selbst bei über 660 Seiten) viel zu schnell….
Positiv anzumerken ist auch, dass das Buch eine Zeittafel mit Übersicht über die historischen Ereignisse, Stammbäume der historischen Personen und ein Glossar enthält. Nur die Personenübersicht wäre meines Erachtens besser am Ende des Buches aufgehoben. Denn wer vor dem Lesen versehentlich einen zu langen Blick auf diese Übersicht wagt, der kann bereits ungewollt einiges über die Geschichte erfahren.

Insgesamt ist “Die Maurin” in meinen Augen ein sicherlich lesenswertes Buch, dass durch eine interessante Geschichte, eine schöne Sprache und gute Recherchen überzeugt.