Rezension

Kein Ausweg aus der Trauer?

Cloud
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 4 Sternen

Zu Beginn lernen wir Emma kennen, die in einer schwierigen Lebensphase ist, da sie ihren jüngeren Bruder durch einen Unfall verloren hat. In ihrer Trauer schließt sie sich einer Internet-Trauergruppe an, wo sie dann Paul kennen und lieben lernt. Aber die anfängliche Begeisterung schlägt um, als sie mehr über Paul erfährt und sich ihm nicht mehr entziehen kann. Hinzu kommt noch, dass Emma und ihre Familie in einem Smart Home wohnen, das eine größtmögliche Sicherheit und jede Menge Luxus bietet. Außerdem geht es um das Thema 'Künstliche Intelligenz', in unserer digitalisierten Welt ein heißes Thema.

Im Mittelpunkt steht Emma, 16 Jahre, Schülerin, die versucht, aus ihrer Trauerstarre herauszukommen und allmählich wieder ein normales Leben zu führen. Sie möchte wieder Leistungssport treiben und sich verlieben. Emma ist nicht mein Lieblingscharakter in diesem Buch, da sie für ihr Alter oftmals recht naiv ist und nicht wirklich sagt, was sie beschäftigt. Wahrscheinlich hat sie nie gelernt, Verantwortung zu tragen und muss dies noch lernen.

Ihr Laufpartner Matt steht voll im Leben, ist ein Organisationstalent und absolut zuverlässig. Er mag Emma sehr, aber sie sieht diese Zuneigung rein platonisch bzw. sportbezogen. Matt fährt schon Auto, und ist daran gewöhnt, Verantwortung zu tragen, da er seine Mutter, alleinerziehend, unterstützen muss. Er ist mir durchaus sympatisch, und irgendwie wünscht man sich, aus der Freundschaft zu Emma würde 'mehr' werden.

Dann ist da Paul, Emmas Internetbekanntschaft, zunächst sympathisch und aufgeschlossen, aber man wundert sich dann doch, dass Paul seiner Zeit hinterher hinkt und nicht auf dem neusten technischen Stand ist. Außerdem entwickelt er sich zum Stalker und wird lästig. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Emmas Mutter verhält sich zwar fürsorglich, ist aber in erster Linie auf sich selbst bedacht (vielleicht auf Grund des Todes ihres Sohnes), sie läßt Emma oft alleine. Genau wie Emmas Vater, der sich sogar vorübergehend von seiner Familie trennt. Beide überhäufen Emma mit teuren Geschenken,aber lassen sie gefühlsmäßig im Stich. Keine Sympathieträger!

Das Buch verzeichnet einen enormen Spannungsaufbau, erst fängt es ziemlich harmlos an, steigert sich dann aber besonders im letzten Drittel, als es zu einem dramatischen Höhepunkt kommt. Da möchte man einfach nur weiterlesen...Hier kommen dann auch die negativen Seiten eines Smart Home ins Gespräch, was ich in unserer aktuellen Gesellschaft äußerst interessant finde.

Negativ fand ich, dass trotz der dramatischen Zuspitzung am Ende dann doch noch ein Happy End stattfindet. Hier hätten mir ein paar Abstriche besser gefallen, denn so wirkt alles übermäßig konstruiert. Am Ende gibt es dann noch einen ausführlichen Bericht über Emmas und Matts Teilnahme am Rom-Marathon, der sehr langatmig ausfällt und nicht wirklich interessant ist.

Alles in allem würde ich aber eine Leseempfehlung aussprechen, da das Buch Bereiche anspricht, die heutzutage jeden treffen können und über die man viel zu wenig weiss.Außerdem ist das Buch spannend und unterhaltsam.