Rezension

Kein einfaches Buch

Die Unruhigen - Linn Ullmann

Die Unruhigen
von Linn Ullmann

„Die Unruhigen“ ist kein einfaches Buch. Ich musste mich mehrmals während des Lesens bremsen, kurz innehalten und dann weiterlesen, sonst hätte ich zwar die Worte gelesen, aber nichts verstanden. Es ist die Geschichte einer Familie, die immer nur aus zwei Personen zur gleichen Zeit besteht: Vater + Mutter, Mutter + Tochter, Vater + Tochter, zusammengesetzt aus Gegenwärtigem und Vergangenem. Die Mutter fällt vor allem in ihrer Abwesenheit auf, der Vater mit seinen Regeln und seiner Struktur. 

Linn Ullmann beschreibt ihre Beziehung zu ihrem (sterbenden) Vater, später auch zu ihrer Mutter aus wechselnden Perspektiven. Teilweise schreibt sie von sich in der dritten Person, baut Distanz auf und reißt sie im nächsten Moment wieder ein. Die Sprache bleibt dabei aber immer klar und schnörkellos, einfach, aber trotzdem elegant. Der Wechsel zwischen Er/Sie- Perspektive und Ich-Perspektive ist kaum spürbar, erfolgt fließend und stört den Lesefluss überhaupt nicht. 

Die Geschichte ist zerstückelt, springt ständig zwischen den Handlungssträngen und -zeiten. Aber durch die gleichbleibende Erzählstimme und die Konstanz des Schreibstils verliert die Leserin den Faden nicht und kann jederzeit wieder in die Geschichte einsteigen. 
Gegen Ende bekommt das Buch aber auch Längen, verliert sich in Wiederholungen und teilweise auch unnötigen Details. Die Beschreibung der skandinavischen Landschaft und des Ferienhauses des Vaters ist sehr gut gelungen, sie wirken greifbar und sehr anschaulich. 

Ein unruhiges Buch, das aber ruhig und konzentriert erzählt wird, und auch wenn die einzelnen Bestandteile relativ unverbunden nebeneinander stehen, zieht sich das Thema des Romans, nämlich die Beziehung der Tochter zu ihren Eltern, konsequent über 400 Seiten.