Rezension

Kein Grundsatz ohne Ausnahme

Richter morden besser -

Richter morden besser
von Thorsten Schleif

Bewertet mit 5 Sternen

Kritik am deutschen Rechtssystem humorvoll verpackt

Richter Siggi Buckmann, glücklich getrennt lebend und Vater zweier erwachsener Töchter, hat seinen Idealismus lange hinter sich gelassen und macht inzwischen nur noch Dienst nach Vorschrift. Erst als der Tod eines ihm gut bekannten Junkies praktisch mit einem Schulterzucken abgetan und niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird, ergreift er die Initiative und sorgt für Ermittlungen, die nicht folgenlos bleiben.

Thorsten Schleif ist Jurist und arbeitet selbst als Richter, er weiß, wovon er schreibt. Nach mehreren Sachbüchern zum Justizsystem ist „Richter morden besser“ sein Romandebüt. Sein Schreibstil ist lebendig, angenehm zu lesen, die Geschichte punktet mit Witz, Komik und schwarzem Humor. Meist erzählt der Protagonist aus der Ich-Perspektive und oft musste ich schmunzeln, wenn Siggi Buckmann seine spöttischen und ironischen Überlegungen anstellt und in Dialogen etwas ganz anderes sagt, als er gleichzeitig denkt.

Auch die Figurenzeichnung ist gelungen, manchmal reicht der von Siggi verpasste Spitzname, um eine Person deutlich vor Augen zu haben.

Die Hintergründe der Krimihandlung sind glaubhaft, Siggis Vorgehen ist nachvollziehbar, es bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, um seine Familie zu schützen. Der Autor gibt einen Einblick in das deutsche Rechtssystem und führt aus, woran es krankt, veranschaulicht den zweifellos herrschenden Klüngel und den Bürokratiewust mit einem Augenzwinkern und beschreibt realistisch auch die clevere Verteiler-Organisation von Drogenhändlern, dank der die Drahtzieher meist unbehelligt bleiben und „kleine Fische“ problemlos ersetzt werden können, wenn sie von der Polizei aus dem Verkehr gezogen werden.

Thorsten Schleif bringt seine Kritik an unserem Justizsystem geschickt und äußerst unterhaltsam in seinen lesenswerten Roman ein, sein Debüt ist gelungen. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und freue mich auf einen weiteren Band mit Siggi Buckmann, der am Ende des Romans angedeutet wird.