Rezension

Kein Kinderbuch mehr!

Harry Potter and the Goblet of Fire - J. K. Rowling

Harry Potter and the Goblet of Fire
von J. K. Rowling

Bewertet mit 5 Sternen

Schon der optische Eindruck allein zeigt an: hupps, jetzt gehts los! Mit 636 Seiten hat 'Harry Potter and the Goblet of Fire' mehr als doppelt so viele Seiten wie 'The Prisoner of Azkaban', der bis dato längste Band der Reihe. Und ich selbst habe beim Lesen, vor allem zum Schluss, nur mit Tränen in den Augen den Kopf schütteln können und mir gedacht "Das darf aber jetzt kein Teenager mehr lesen."

Im vierten Band der berühmten Buchreihe von Joanne K. Rowling wird an Hogwarts ein Trimagisches Turnier (Triwizard Tournament) veranstaltet - die Schüler dreier magischer Schulen messen ihre magischen Fähigkeiten in gefährlichen Wettkämpfen. Entgegen der Regeln des Turniers werden in diesem Jahr jedoch überraschend vier statt drei Wettkämpfer ausgewählt und noch dazu einer, der eigentlich aufgrund seines Alters noch gar nicht teilnehmen darf. Natürlich ist dieser fragliche Vierte Harry Potter, der tatsächlich dank der Unterstützung seiner Freunde und des neuen Lehrers im Fach 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' (Defence against the Dark Arts) die Wettkämpfe meistert. 

Bevor das Schuljahr an Hogwarts und das Turnier starten, lernt der Leser jedoch ein ganz anderes Turnier kennen: die Quidditch-Weltmeisterschaft. Daran, wie ausführlich Rowling diese 'Einleitungshandlung' beschreibt (ca. 100 Seiten lang), erkennt man, wie unglaublich durchdacht und bis ins Detail ausgetüftelt ihre Wizarding World ist. Allein diese kurze Episode wartet mit unzähligen kreativen magischen Details auf und birgt zum Schluss extreme Spannung und Beklemmung. Und diese Spannung wird zum Ende des Romans wieder aufgegriffen und ausgebaut, bis sie in absolutes Grauen und dann große Trauer umschlägt. Mit Band vier wird es Ernst in der Welt von Harry Potter. Voldemort ist wieder da und scheut keine Opfer. Auch keine minderjährigen. 

Hoppla! Dieses Buch habe ich geradezu schockiert aus der Hand gelegt. "Das kann aber nicht das sein, was Rowling zu Beginn mit Harry Potter im Sinn hatte." war mein Gedanke. Was nicht heiß, dass es mir nicht gefiel, aber ich konnte die Stimmung und Handlung dieses Buches in meinem Kopf zuerst nicht mit der Handlung und dem Ton der ersten drei Bände vereinbaren. Im Nachhinein glaube kann ich mir schon vorstellen, dass die Entwicklung von Anfang an so von Rowling geplant war, aber wo hier nun wirklich der große, bitterernste Kampf Gut gegen Böse beginnt, merkt man, dass Rowling sehr viel mehr ins Buch gesteckt hat (was sie bei den folgenden Bänden beibehalten wird) und viel mehr auf das Transportieren von Emotionen fokussiert. Auch dadurch, dass das Thema Verliebtheit zum ersten Mal behandelt wird, erhält das Buch eine Mitfühl-Ebene mehr.

Gut, mein erster Gedanke, dass das Buch nichts mehr für Teenager ist, ist vielleicht etwas zu übertrieben, aber ich würde es definitiv erst ab 14 oder so empfehlen, wenn man sicher ist, dass das Kind sich distanziert mit der Schilderung eines Todes (Mordes) auseinandersetzen kann. 

Doch auch, wenn das Buch nichts für zu junge oder empfindliche Kinder ist, für mich war es definitiv etwas. Ich glaube, ich habe unmittelbar nach Beendigung des Buches direkt wieder von vorne angefangen und es noch einmal gelesen. Gerade bei einer zweiten oder dritten Lektüre fällt einem immer wieder auf, wie Rowling Hinweise auf spätere Entwicklungen schon vorher einbaut, die man beim ersten Lesen aber nur selten wahrnimmt (ich zumindest). 

Ab diesem Band war ich total gefesselt. Aufgrund des Stimmungs- und Fokuswechsels für mich der überraschendste der Harry Potter Bände.