Rezension

Kein "Kiss me Kate"

Mord braucht keine Bühne - Frances Brody

Mord braucht keine Bühne
von Frances Brody

Zum Inhalt:
Kate Shakleton erhält den Auftrag eines überfallenen Pfandleihers, entweder die Beute wiederzubeschaffen oder seine Kunden von dem Verlust zu informieren. Sie verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen und besucht eine Kundin in der Nähe ihrer Bekannten Meriel, einer Theaterregisseurin, die mit ihrer Interpretation eines Stückes groß heraus kommen möchte. Und es kommt, wie es in einem Krimi kommen muss: Beim Verlassen des Theaters findet Kate eine Leiche und damit Fall Nummer 2…

Mein Eindruck:
… und wenig später auch noch Fall Nummer 3. Klingt verzwickt, - ist es aber nicht. Denn durch viele Zufälle und noch mehr unglaubwürdige Begebenheiten verbindet die Autorin Frances Brody all die Vorgänge, die sich in Harrogate ereignen. Dafür geht sie teilweise in die Zeit der Burenkriege zurück, die sie wirklich anschaulich zu gestalten weiß.
Aber was haben die Burenkriege mit dem Theater zu tun? So gut wie nichts, - wie auch der überwiegende Rest der Geschichte. Zwar sind sämtliche Laiendarsteller und die Regisseurin irgendwie in mindestens eine kriminelle Handlung verwickelt, ein Flair von Bühnenduft kommt aber nicht auf. Dafür lernt man ziemlich viele sehr unangenehme Menschen und eine selbstgerechte Detektivin kennen, die mehr durch Glück und Zufall als durch Ermittlungsarbeit zum Erfolg kommt.
Wer sich von Klappentext und Cover ein Cosy Crime mit Herz und Humor im Theatermilieu erwartet, wird also eher enttäuscht. Der verzweifelte Versuch Brodys, auf den Zug des „Sex sells“ aufzuspringen, gipfelt in einer für die Zeit und die Charakterzeichnung der Hauptfigur fast schon absurd überstürzt anmutende Bettgeschichte. Ein Kuss für Kate hätte dort gereicht und besser gepasst. Der Gipfel ist jedoch das überstürzte Ende, in das die Autorin noch einen doppelten Twist mit Tremolo und Tusch gepackt hat – Boulevard-Theater in Reinkultur.

Was bleibt, ist ein schaler Beigeschmack und – immerhin – eine interessante Betrachtung Londons kurz nach dem 1. Weltkrieg und des Krieges in Südafrika.

Mein Fazit:
Fragwürdige Moral und zu unsympathisch, - schade!