Rezension

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KEIN leichter Sommerroman

Die Gärten von Monte Spina - Henrike Scriverius

Die Gärten von Monte Spina
von Henrike Scriverius

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die 30-jährige Toni ist immer noch völlig gefangen in ihrer Trauer um ihren verstorbenen Ehemann, gibt sie sich doch die Schuld an seinem Tod. Lediglich die Arbeit mit Blumen und Pflanzen gibt ihr Halt und das Angebot eines Jobs auf einer kleinen Insel im Atlantik kommt wie gerufen.

Schon das Cover hat mich bezaubert und ich habe mir einen romantischen Liebesroman voller Emotionen in malerischer Kulisse vorgestellt – eben eine locker leichte Sommerlektüre.

Malerische Kulissen gab es im Überfluß und eine schöner als die andere, aber locker leicht war die Geschichte nicht gerade, zumindest dann nicht, wenn Bror, der Besitzer der Insel, in Erscheinung getreten ist.

Toni ist an sich ein sympathischer Mensch und geht völlig in ihrem Beruf auf. Allerdings ist sie für ihr Alter doch ziemlich blauäugig und glaubt anscheinend an das Gute im Menschen Ihre Neugierde bringt sie auch oft in unangenehme Situationen.

Sie trifft auf Bror, der Spaß daran hat, Menschen zu manipulieren, zu drangsalieren, sich an ihrer Schwäche zu ergötzen und dabei auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckt: kurz gesagt er ist ein Dreckstück, wie es im Buche steht.

Und doch ist Toni davon überzeugt, dass er auch eine gute Seite an sich hat.

Obwohl ich Menschen wie Bror geradezu verabscheue habe ich mich dabei ertappt, dass ich allein beim Lesen von der Ausstrahlung dieses Mannes völlig fasziniert war und so doch nachvollziehen konnte, welche Gefühlsachterbahn Toni gerade durchlief.  Gut gefallen hat mir auch ihre Entwicklung vom eingeschüchterten Mäuschen zu einer mutigen Frau mit eigener Meinung, auch dem Arbeitgeber gegenüber. Dieser Roman lebt vom  Aufeinandertreffen der Gegensätze „Gut“ und „Böse“, und ich war öfter kurz davor, das Buch in die Ecke zu feuern, weil ich einige Szenen unterirdisch fand. Meine Neugier hat mich aber weiterlesen lassen und darüber bin ich nun doch froh. Denn letzten Endes geht es „nur“ um zwei verwundete Seelen und ihre Art, sich ihren Platz in der Welt zu suchen.

Für den schönen Schreibstil, die wunderbaren Gartenbeschreibungen, die interessanten Charaktere und die Kunst, selbst ein Dreckstück so faszinierend zu beschreiben, gibt es von mir 3,5 Sterne.