Rezension

Kein leichtes Thema: Peter Pan in moderner Fassung und Trauerbewältigung

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald -

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
von Aiden Thomas

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Roman ist eher eine Adaption, erinnert sehr an die Kindergeschichten des schottischen Schriftstellers J. M. Barrie, hier mit der 18-jährigen, schuldbewussten, in Peter verliebten Wendy, die in den Sommerferien auf den Beginn ihrer Collegezeit hin arbeitet. In ihre Kleinstadt verschwinden Jungen, verloren hier im Nimmerwald, vergleichbar mit dem Nimmerland, der Erfahrungswelt der Kinder vor ihrem Erwachsenwerden mit Peter als der Verkörperung sorgloser Kindheit, alles Guten, Hellen und Freudvollem, der in dieser Fassung seinen gefährlichen, destruktiven Schatten verloren hat, der in der mythologischen Vorstellung mit Tod, Dunkelheit, Nacht assoziiert ist. Vor ihm schützt sich Wendy mittels einer Eichel, die für Kraft, Kampf einschließlich des Sieges in der germanischen Glaubenswelt steht. Ebenso steht die riesige Eiche im dunklen, bedrohlichen Wald als Schutzbaum sowie als markanter Versammlungsort. Trotz ihrer großen Angst vor Dunkelheit bezwingt sie den sichtbaren Schatten im Wald und näht ihn schließlich als lebenswichtigen Bestandteil von Peter – als Lebensseele -an beide Fußsohlen an. Hier verliebt Peter sich in Wendy und würde erwachsen und der mit dieser Lebenskrise verbundene Verlust des persönlichen Schattens ist ein psychologisches Grundmotiv in der europäischen romantischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Insgesamt eine interessante Variante über Peter Pan.