Rezension

Kein müder Abklatsch der Edelsteintrilogie!

Zeitenzauber 01. Die magische Gondel - Eva Völler

Zeitenzauber 01. Die magische Gondel
von Eva Völler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die siebzehnjährige Anna interessiert sich absolut nicht für das Fachgebiet ihres Vaters. Bis die Erkenntnisse seiner archäologischen Forschung für sie eine Bedeutung gewinnen, die sie niemals für möglich gehalten hätte.

 

Venedig 2009: Anna langweilt sich auf der Forschungsreise, auf die ihre Mutter und sie ihren Vater begleiten, beinahe zu Tode. Für Geschichte und Archäologie kann sie sich nur schwer begeistern und widmet sich lieber ausgedehnten Spaziergängen durch die Lagunenstadt.
Bei einer ihrer Streifzüge erlebt sie eine Messerstecherei mit, die ihr noch lange im Gedächtnis bleibt. Zumal sie einen der beiden Kontrahenten wenig später wiedersieht, an Bord einer roten Gondel. Und das obwohl doch in Venedig bekanntlich alle Gondeln schwarz sein müssen!
Als sie wenig später unsanft in den Kanal gestoßen wird, hilft der Fremde ihr heraus und zieht sie auf die Gondel. Plötzlich beginnt die Luft um sie herum zu flimmern und nach einem grellen Blitz verliert sie das Bewusstsein.
Wenig später wacht sie in einer dunklen Gasse auf. In einem ganz anderen Jahrhundert!

 

Wer bei diesem Plot an Kerstin Giers Edelsteintrilogie erinnert wird, sollte vorsichtig sein. Natürlich stehen bei beiden Zeitreisen im Mittelpunkt. Doch die Zeitenzauberreihe, von der Die magische Gondel lediglich der Auftakt ist, behandelt das Thema auf eine ganz andere Weise. Die Autorin gibt sich dabei sehr viel Mühe, die Hintergründe darzustellen und das Wie, Warum und Wodurch der Zeitreisen zu erklären, ohne zuviel zu verraten. So bleiben genügend Fragen für die Folgebände offen, obwohl man das Wichtigste bereits erfährt. Denn anders als bei Rubinrot und seinen Nachfolgern wird hier keine bücherübergreifende Geschichte erzählt, sondern eine in sich abgeschlossene Handlung, was die Spannung und die Lesefreude aber keineswegs schmälert.
Dafür sorgen auch die einzelnen Figuren. Anna war mir von Anfang an sympathisch, ihr etwas anderer Humor und ihre tollpatschige Art haben mich sofort begeistert. Auch Sebastiano habe ich gleich in mein Herz geschlossen. Er hat etwas an sich, das ihn sehr anziehend macht, ohne dass er sich dazu herablassend oder abweisend verhalten muss, wie es bei manch anderen männlichen Helden der Fall ist.

 

Zusätzlich sorgt der lockere, angenehme Schreibstil für sehr gute Unterhaltung. Da das Buch aus Annas Sicht in der Ich-Form verfasst ist, ist ihr amüsanter Humor immer präsent und begleitet einen durch den gesamten Roman hindurch. Vor allem die automatische Umwandlung moderner Wörter in die Sprache der damaligen Zeit sorgte bei mir sehr oft dafür, dass ich schmunzeln oder sogar richtig lachen musste.
Allerdings half das nur bedingt über die Längen am Anfang hinweg, die natürlich notwendig sind, um einen an die Materie heranzuführen. Man sollte sich auf alle Fälle nicht davon abschrecken lassen, denn nach etwa einem Drittel zieht die Spannung mehr und mehr an, bis man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.

 

Ich muss gestehen, dass ich anfangs skeptisch war, da ich die Edelsteintrilogie regelrecht verschlungen habe. Aber jetzt bin ich heilfroh, dass ich mich auf die Geschichte eingelassen habe. Die magische Gondel ist interessant aufgrund der geschichtlichen Hintergrundinfos, witzig und spannend und besticht durch seine liebevollen Charaktere. Mit den Erlebnissen von Gwen und Gideon hat die Story wenig gemein und das nicht bloß, weil der Band in sich abgeschlossen ist. Es ist eine völlig andere Welt, der man unbedingt eine Chance geben sollte. Ein unterhaltsamer Jugendroman, der wirklich Spaß macht!