Rezension

Kein niedliches Kinderbuch, sondern eine ernste Parabel, die zu Herzen geht!

Mein Freund Pax - Sara Pennypacker

Mein Freund Pax
von Sara Pennypacker

Bewertet mit 4 Sternen

„Mein Freund Pax“ ist ein als Jugendbuch klassifiziertes Buch aus dem Sauerländer Verlag, das 2017 in den deutschen Buchhandel eintrudelte.

Nachdem der Eulenkitsch-Wahn nun endlich sein Ende fand, sind Füchse das neue Trendobjekt, weswegen der Verlag uns vielleicht deshalb gerade jetzt mit diesem Buch beglückt. Neugierig darauf, ob die Geschichte das hält, was sie verspricht, oder ich nur einem guten Marketing zum Opfer gefallen bin, griff ich zu der Geschichte. Und was soll ich sagen; sie traf genau in mein Herz!

 

Aber worum geht es überhaupt?

 

Peter und Pax verbindet eine innige Mensch-Fuchs Freundschaft. Peter zog seinen kleinen Freund auf und ließ ihn einen Teil der menschlichen Welt werden. Doch als der nicht näher bestimmte Krieg ausbricht und Peter zu seinem Großvater ziehen muss, wird er gezwungen, sich von seinem tierischen Freund zu trennen und ihn in der Wildnis auszusetzen. Von Selbstvorwürfen und Trauer zerfurcht, bricht Peter danach kurzerhand zu Fuß auf, um seinen Fuchs zu retten. Doch diese Reise ist für Peter und Pax gleichermaßen lebensverändernd.

 

Die Geschichte wird einmal aus Peters, dann aus Pax’ Perspektive erzählt.

Wir erfahren, dass Peter Halbwaise ist und viel Trauer und Ablehnung in seinem jungen Leben erfahren musste, ein Leben, aus dem Pax ihn allmählich befreien konnte.

Zudem lernen wir Peter als sehr resoluten und standhaften Jungen kennen, der sich nicht scheut, für seine Überzeugungen einzustehen (was der Beschluss, 300 km alleine zu Pax zu wandern, sehr gut bestätigt). Im Laufe der Geschichte landet er krankheitsbedingt bei einer ihm bis dahin unbekannten Frau, was dann den Großteil der Geschichte ausmacht.

Denn langsam entblättert sich ein zentrales Thema, das alle Figuren hier unmittelbar betrifft; der Krieg mitsamt seinen Schrecken, aber auch mit Hoffnungsschimmern.

Dabei geht es um keinen bestimmten Krieg, sondern um die Thematik allgemein. Vola, die Frau, die Peter beherbergt und ihn pflegt, ist ein weiblicher Kriegsveteran und kämpft aktuell noch mit den Folgen.

Die Tatsache, dass Pax Frieden heißt, hebt die Geschichte auf eine noch höhere metaphorische Ebene, was mir unglaublich gut gefiel.

 

Pax Perspektive nimmt fast genauso viel Raum ein. Ein Fuchs, der mit den Menschen lebte, ist in der Wildnis kein gern gesehener Gast und dementsprechend wird er auch von seinen Artgenossen aufgenommen. Pax ist anfänglich natürlich völlig überfordert und sehnt sich nach seinem Gefährten und seiner gewohnten Umgebung. Erst nach und nach lernt er seinen Instinkten zu vertrauen und sich animalisch zu verhalten, was ihm das Vertrauen eines dortigen Rudels beschert.

Pax Sichtweise hat mir besonders gut gefallen. Denn, obwohl die Thematik sehr gut eingewoben wird und die Geschichte einem eine Menge zu bieten hat, kommt sie doch nicht ohne Klischees aus. Bei der Perspektive des Fuchses war das, zumindest für mich, anders.

Die Tiere wurden in ihrer Kommunikation und ihren Reaktionen weder vermenschlicht noch verkitscht. Für mich waren die Tiere zu jeder Zeit authentisch und ich hab der Autorin absolut abgekauft, dass sich die Füchse in der Situation genauso verhalten könnten/würden.

Wichtig ist zu sagen, dass die Autorin die Füchse vereinzelt zwar über Sätze kommunizieren ließ, dies aber lediglich der „Übersetzung“ dienen sollte.

 

Mir als großer Tierfreundin und Hundehalterin ging die Geschichte besonders nah und ich denke, dass das jedem so gehen wird, der ein Herz für Tiere hat. Peters und Pax’ Verbindung und das Bestreben, immer beisammen zu bleiben, konnte ich absolut nachvollziehen und ich hatte doch während des Lesens oft das Bedürfnis, meinen Hund nah an meiner Seite zu haben, da mich die Geschichte sehr gerührt und melancholisch gestimmt hat.

 

Alles in Allem kann ich sagen, dass mir „Mein Freund Pax“ wirklich sehr gefiel, vor allem wenn man die Geschichte nicht oberflächlich betrachtet, sondern bereit ist, sich intensiver in die Thematik einzudenken, wird man sicher nicht enttäuscht. Es ist eben kein niedliches Kinderbuch, das von einer ungewöhnlichen und ewig andauernden Freundschaft erzählt, das sollte man vorher wissen.

 

Die Illustrationen fand ich im Übrigen passend, sie waren recht düster und karg, gaben die Stimmung also gut wieder. Ich hätte mir allerdings ein paar mehr gewünscht.