Rezension

Kein "typischer Hoover", aber für mich war es eines ihrer besten Bücher !!!

Die tausend Teile meines Herzens
von Colleen Hoover

Bewertet mit 5 Sternen

"Without Merit" stand lange auf meiner To-Read-Liste, allerdings weiß ich inzwischen, das es sich mit englischen Ausgaben und mir immer so verhält, das sie zwar einziehen, ich sie dann aber selten auch tatsächlich lese, weil ich zwar des Englischen mächtig bin, aber dann zum Lesen doch immer ein, zwei Tage länger brauche, als bei deutschen Ausgaben. Und deshalb schieb ich das dann immer auf.

Nun ist aber endlich die deutsche Ausgabe erschienen und ich hab mich wahnsinnig darauf gefreut. Die Freude wurde dann allerdings minimal gedämpft, nachdem ich in den Social Medias mehrmals davon gelesen habe, das dieses Buch Colleen Hoovers schwächster Roman sein soll. Ansich nicht so schlimm, denn ich bilde mir ja gern ein eigenes Urteil, jetzt war aber das letzte Buch ( Nur noch ein einziges Mal ) trotz des Wahnsinnshypes schon nicht der Knaller für mich, was dazu führte, das ich bei Merit versucht habe meinen Enthusiasmus im Zaum zu halten.

Soll ich euch was sagen ? Völlig unnötig ! Für mich ist "Die tausend Teile meines Herzens" nämlich tatsächlich eines der besten Bücher das Colleen Hoover je geschrieben hat. Mag sein, das dem ein oder anderen die typischen Emotionen fehlen, aber dieses Buch ist auch keine wirkliche Liebes-, sondern vielmehr eine Familiengeschichte, ja fast schon eine Tragikkomödie und somit emotional völlig anders aufgebaut.

Die Familie Voss ist sehr, und damit meine ich wirklich SEHR, speziell. Nicht nur ihre Wohnsituation wirkt absurd, sondern auch ihr Verhalten untereinander. Das es da für eine 17-jährige schwer sein kann, sich einzufügen und ihren Platz zu finden, ist eigentlich nicht schwer nachzuvollziehen. Merit fühlt sich eigentlich immer außen vor und ausgeschlossen, dient den anderen unbewusst aber trotzdem immer als Geheimnishüterin und davon haben die Bewohner des Voss-Dollar, wie sie ihr Heim nennt, wirklich mehr als genug. Dann taucht plötzlich auch noch Sagan auf, den Merit aus einem Impuls heraus geküsst hat, der sich aber als Freund ihrer Zwillingsschwester entpuppt und der plötzlich im Voss Dollar ein- und ausgeht.

Merits Gefühlslage befindet sich durch diese ganzen Umstände immer tiefer in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Bis ihr schließlich der Kragen platzt !!!

Colleen Hoover ist hier eine absolut geniale Mischung aus Ernsthaftigkeit und Witz gelungen. Ich war gleichermaßen amüsiert, als auch ein wenig verzweifelt und frustriert, das sich diese Familie selbst das Leben so schwer macht und es nicht mal schafft auch nur eine einzige Mahlzeit gemeinsam zu beenden, bevor es im Streit endet. Sie alle sind so verschieden und doch auch wieder nicht, aber sie kommunizieren einfach nicht miteinander und das macht die Situation noch schwieriger, da keiner weiß was den anderen wirklich umtreibt.

Wenn ich es in einem Satz beschreiben müsste, dann würde ich sagen, das es mich an eine skurrile Neuinszenierung von Shakespeares "Viel Lärm um Nichts" erinnert. Was ist Sein und was Schein ? Das gilt es herauszufinden, dem Leser und auch Merit !

Es gibt aber tatsächlich nicht nur Probleme und Macken, sondern natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die sich dieses Mal allerdings sehr leise, aber doch ziemlich reif aus einer ( und meiner ) Sicht entwickelt und eher am Rand spielt. Im Zentrum stehen ganz klar Merit, ihr Gefühlsleben und die Familie.

Ich fand dieses Buch durch und durch schräg, herzallerliebst, großartig und in Bezug auf verschiedene Themen die ich hier nicht nenne, weil sie spoilern könnten, auch unglaublich wichtig. Man kann nie genug darüber schreiben und sprechen.

Von mir gibts deshalb eine überaus begeisterte Leseempfehlung, auch wenns eben kein "typischer Hoover" ist.