Rezension

Kein typischer Krimi, aber genau so wie ich mir einen Island – Krimi vorstelle

Das Netz - Lilja Sigurdardottir

Das Netz
von Lilja Sigurdardóttir

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum geht’s?

Um in der Schlammschlacht um das Sorgerecht ihres gemeinsamen Sohnes eine bessere Position als ihr Ex zu haben, muss Sonja mehr Geld verdienen. Notgedrungen lässt sie sich auf einen Job als Drogenkurier ein, ist dabei aber stets bemüht, ihre Nebentätigkeit vor ihrem Umfeld versteckt zu halten. Dabei ahnt sie nicht, wie tief sie selber schon in einem Netz aus Lügen und Intrigen verstrickt ist, welches bis tief in ihr persönliches Umfeld reicht. Zu allem Übel wird auch noch der Zollbeamte Bragi am Flughafen auf sie aufmerksam und sieht so kurz vor der Pensionierung noch die Chance, einen großen Coup zu landen.

 

Meine Meinung

Ich bin ganz ehrlich, der Einstieg in diese Geschichte fiel mir zunächst ein wenig schwer.

Der Schreibstil ist eher ungewöhnlich und wirkte auf mich ziemlich kalt und distanziert. Insgesamt passt das aber einfach zur Stimmung dieser Geschichte und unterstützt diese wirklich gut.

Als ich dann erstmal den Einstieg gefunden hatte, konnte mich Das Netz mit all seinen Verstrickungen und Lügen wirklich mitreißen.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir hier in der Umsetzung wirklich gut gefallen hat. So konnte man nicht nur von unterschiedlichen Sichtweisen auf die Geschehnisse profitieren, denn gleichzeitig wurde so auch die Spannung um Längen nach oben geschraubt.

So wirklich identifizieren konnte ich mich mit keinem der Protagonisten, was bei hier jedoch auch nicht unbedingt Sinn und Zweck der Charaktergestaltung war. Der Fokus liegt eher auf den menschlichen Abgründen, den schlechten Charakterzügen und der Verzweiflung, zu der Menschen aus Liebe manchmal getrieben werden können.

Spannend fand ich tatsächlich auch die Ausführungen zur isländischen Bankenkrise, was ich vorher wirklich nicht erwartet hätte. Die Autorin schafft es hier, ein eigentlich ziemlich kompliziertes und vielschichtiges Thema interessant aufzubereiten und mich als Leser auch in längeren Passagen zu fesseln. Im Gegensatz dazu fand ich den Schmuggel dann teilweise schon fast ein wenig zu detailliert beschrieben und stellenweise nicht mehr ganz so spannend gemacht.

Insgesamt war diese Mischung aus verschiedenen Themen, Menschen und Verstrickungen genau das, was diese Geschichte so lesenswert macht. An diese Erzählweise muss man sich zwar erst ein wenig gewöhnen, doch hat man diese kleine Hürde erst einmal genommen, begeistert Das Netz als Auftakt zu einer spannenden Island – Trilogie.

 

Fazit

Auch wenn Lilja Sigurðardóttir mit Das Netz keinen klassischen Krimi verfasst hat, lässt mich dieses Buch irgendwie noch nicht los. Die extreme Kälte dieser Geschichte mag auf den ersten Blick schockierend wirken, im Nachhinein betrachtet macht dieser Aspekt aber auch den Reiz dieses Buches aus.

Dafür gibt es von mir viereinhalb Bücherstapel.