Rezension

Kein Vergleich zum ersten Band

Das Land der verlorenen Träume - Caragh O'Brien

Das Land der verlorenen Träume
von Caragh M. O'Brien

Im Vergleich zum vorherigen Band fällt dieser hier für mich wirklich ab und ist eigentlich nur durchschnittlich. Das liegt auch an Protagonistin Gaia, die schwach, blass und wie ein Schatten ihres Selbsts aus dem vorherigen Band wirkt. Sie ist nicht mehr so stark und rebellisch, sondern verliert einfach.

Doch auch, dass hier nun eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht, besser gesagt, eine Vierecksbeziehung, geht das eigentliche Thema etwas unter. Ich bin ja froh, dass es keine dieser typischen Dreiecksbeziehungen ist, aber trotz allem hat mir hier die Geschichte mit Leon aus dem letzten Band einfach besser gefallen, so viele neue Verehrer hätte Gaia für mich gar nicht gebraucht. Obwohl ich hierzu auch sagen muss, dass mir die neuen Charaktere an sich ganz gut gefallen. Insbesondere Chardo Will finde ich eine Bereicherung der Geschichte. Allgemein hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere, die aus dem vorhergehenden Buch verblieben sind, etwas schwächer gestaltet sind, sich zum Negativen verändert haben, während die neuen Figuren etwas mehr Tiefe haben. Ihre Entscheidungen erschienen mir zwar manchmal als seltsam, aber dennoch sind sie logisch und verständlich, wenn man genauer darüber nachdenkt.

Sylum selbst ist schon faszinierend: Die Idee des Männerüberschusses, so dass es ein Matriarchat statt dem sehr gängigen Patriarchat gibt, finde ich gut. Auch die Tatsache, dass man an den Ort gefesselt ist, dass man ihn nicht verlassen kann, ist etwas, was positiv heraussticht. Das Ganze hat einen wirklich mystisch erscheinenden Gedanken, während die Begründung am Ende es dann sehr gut erklärt.

Wie ich schon schrieb, empfinde ich diesen Teil als schwächer, er hängt durch, so dass er mich einfach nicht überzeugen konnte. Mir fehlte die Tiefe, aber auch ein Spannungsmoment, der sich durchzieht. Außerdem hätte ich doch gerne die offenen Fragen aus dem vorherigen Band hier gesehen, dass es weiter darum geht. Zum Beispiel interessiert mich immer noch, was mit Gaias Brüdern ist? Wie hätte man Leon helfen können? Stattdessen fügt sich Gaia in Sylum ein und scheint dies einfach zu verdrängen. So hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass dieser Band auch für sich alleine stehen könnte.
Auch das Ende ist einer dieser Momente, die mich einfach nicht überzeugen: Es ist spannend, gut, aber letzten Endes läuft es doch zu glatt ab. Wenn auch nicht alle Figuren Gaias Weg gehen, so ist das doch zu einfach, wie sie dieser noch sehr jungen Frau einfach lammfromm folgen. Da hätte man gut Teile des Beziehungskonfliktes weglassen können und dafür das Ende etwas schwieriger und steiniger für Gaia gestalten können.

Fazit

Für mich kommt dieser zweite Band nicht an den ersten heran. Zu sehr konzentriert die Autorin sich hier auf die Liebesgeschichte, so dass eine Anknüpfung an den Vorgänger fast nicht stattfindet. Auch wenn mir die Idee der Siedlung Sylum durchaus gefällt, fehlt mir der Bezug, fehlen mir die Gedanken von Gaia zu ihrer alten Heimat, ihrer Flucht.