Rezension

Kein Zugewinn für das Bücherregal, einmal Durchblättern reicht!

Ein Buch, vier Jahreszeiten. Wohlfühlideen, Rezepte und Geschichten für ein ganzes Jahr -

Ein Buch, vier Jahreszeiten. Wohlfühlideen, Rezepte und Geschichten für ein ganzes Jahr
von Kristin Funk

Bewertet mit 3 Sternen

Bewertung:

Das Cover und das Thema haben mich angezogen. Hier ist aber von Winter an Illustration nichts zu sehen. Auch im Inhalt kommt der Winter illustratorisch viel zu kurz. Was man erst beim Original sieht, ist, dass der Buchdeckel aus Strukturummantelung besteht, ähnlich wie Leinenstruktur. Das Buch hat ein goldgelb-braunes Leseband, das farblich wunderbar zum Buch passt. Das verwendete Papier ist wieder dieses extrem chemisch durchsetzte Papier, dass Sachbuchverlage und Verlage für Sachbücher gerne verwenden. Wieso, frage ich mich schon länger. Hier ist der Glücksfall, dass das Buch nicht eingeschweißt war. Beim nächsten Buch danach sah das anders aus und stinkt auch dementsprechend extremer.

Der Inhalt setzt sich aus den vier Jahreszeiten zusammen. Diese sind unterschiedlich farbig codiert. Im Gesamtvorwort ist das Bild zum Winter falsch in meinen Augen. Dort sind weiße Kürbisse auf dem Foto. Es gibt so viele Wintermotive und da wird dann ein herbstliches genommen - unverständlich.

Zu jedem Jahreszeiten-Kapitel gibt es ein Deckblatt von zwei Seiten, eine Seite mit passendem Foto und eine Seite mit Vorwort zur Jahreszeit. Aber das ganze Buch ist system-strukturiert erstellt. Jede Jahreszeit hat ein Deckblatt, dann folgen To-Do-Liste, dann ein Gedicht, dann ein kleines Vorwort zu den jeweiligen drei Monaten, dann folgt Gartenwissen mit To-Do-Liste und dann DIY-Rezepte. Genau so in der Reihenfolge sind alle Jahreszeiten angelegt worden. Dann gibt es noch Zitate und eine Geschichten in jedem Kapitel.

Um das zu sortieren, hier erstmal die positive Kritik:

Mir hat besonders die Saatbombe im Kapitel Frühling gefallen, das liest man doch selten. Ich kannte das schon, aber ich habe so viele Umweltbücher durchgelesen und nur selten taucht diese Möglichkeit auf.

Toll finde ich es, dass Guerilla Gardening hier Platz findet. Das ist eine nicht ganz legale Bombenattacke auf Städte mit Saatbomben, um die Stadt zu begrünen. Es gibt so viel Schund in Deutschland, da ist das eines der Missverhältnisse, dass das illegal sein soll. Deutschland, da kriege ich Schütteltrauma vom Kopfschütteln!

Der alte Zeitungsartikel von dem kleinen Mädchen, dass die New York Sun fragt, ob es den Weihnachtsmann gibt, ist mir nicht neu, aber eine wunderbare Platzverschwendung in diesem Buch und Kapitel Winter! Ich kenne diese Geschichte auch erst seit wenigen Jahren, habe sie aus einer weihnachtlichen Zeitschrift gelesen. Und mit Sicherheit kennen sie noch sehr viele Menschen nicht. Sehr schön auch, dass die Antwort der Zeitung nicht gekürzt wurde, sondern das Original gedruckt wurde.

Insgesamt habe ich einige Kritikpunkte:

Es wird bei so manchen Rezepten nicht geschrieben, woher man die Zutaten bekommt. Das erinnert mich an Kosmetikbücher, bei denen mich das auch immer wieder nervt. Dann wird bei einigen Wissensseiten (Beispiel Bedeutung von Blumen, natürlich färben etc.) nur 4 oder 5 Angaben gemacht. Was soll ich mit so wenig Wissen/Alternativen/Möglichkeiten anfangen? Ich habe Magazine, da sind Seiten voll mit unterschiedlichen Möglichkeiten. Hier wird das nur ganz kurz angerissen, sehr schade.

Auch ein Manko sind zum Teil fehlende Bilder zum Wissen, Beispiel Wolken unterscheiden. Da gibt es nur Texte und du weißt nicht wirklich wie diese verschiedenen Wolken aussehen, welche gemeint sind ... Das ergibt für mich wenig Sinn. Wenn ich so ein Projekt gestalte, muss ich es auch vollständig gestalten und nicht die Hälfte weglassen.

Was mir wirklich neu ist, dass es in Deutschland Sternenparks gibt. Echt interessant. Aber hier kommt direkt das Manko ohne Bilder neben den drei Erläuterungen zu Sternenbildern. Da kann ich wenig mit anfangen.

Was ich völlig unsinnig finde, ist das Rezept zur gedrehten Kerze. Ich habe zweimal lesen müssen, weil ich das nicht verstanden habe. Falls du irritiert bist: Man weicht eine Kerze so weit auf, bis man sie formen kann und dreht sie dann spiral-förmlich. Ja, aha, was ist da jetzt der Sinn?! Zu Anfang habe ich noch gedacht, die meinen Kerzen rollen aus Bienenwachs, das gibt es ja, was ich auch schon grenzwertig am Sinn finde. Aber eine bereits vorhandene Kerze weich machen, um sie anders zu drehen, verstehe ich gar nicht. Dieser Platz hätte für etwas sinnvolles belegt werden können.

 

Fazit:
Insgesamt eher enttäuschend, auch wenn hier und da tolles dabei ist. Ich finde es so schade, dass der Inhalt so gekürzt und mit Halbwissen gefüllt ist, das hätte man viel besser ausarbeiten können. Es fehlt an Bildern zum Wissen, an ganzem Wissen, das hier nur auf minimale Möglichkeiten beschränkt ist und Rezepte, die wirklich toll sind sind, teilweise durch nicht so tolle und unsinnige ersetzt worden. Ich bin ja sonst nie so, aber ich muss hier klar schreiben: ich kann das viel besser. Ich habe natürlich nicht die Möglichkeiten, so ein Projekt professionell umzusetzen, aber inhaltlich kann ich das und habe das im Kleinen zum Verschenken auch schon zeigen können.

Geniale Idee, deren Umsetzung zu wünschen übrig lässt. Ich lese die Bücher vom Verlag sehr gerne, aber hier hätte der Verlag viel mehr Input reingeben können, damit der Preis auch gerechtfertigt ist. Vor allem habe ich durchweg das Gefühl gehabt, dass hier nur teilweise mit Sorgfalt gearbeitet wurde (Siehe Kritik oben).

Hier merke ich sehr stark, dass das eigentlich ein Buch für alte Jahre ist. Denn die strikt geteilten Monate zu bestimmten Jahreszeiten gibt es nicht mehr - jedenfalls bei uns hier nicht. Überhaupt nicht mehr. Es ist sehr chaotisch und auch mein Körper weiß nie, wie er reagieren soll, schwitzt unangebracht, kühlt unangebracht aus ... weil er sich auf nichts stabiles mehr verlassen kann. Hier ist es ein paar Tage so, manchmal mit Glück eine Woche und länger, dann wieder so ...Das Buch hat meine Traurigkeit darüber noch einmal verstärkt, weil es schwarz auf weiß steht. Und das Wissen: Diese Zeiten sind vorbei.

P.S.: Ich wette, ich bin wieder die Einzige, die dieses widerliche Papier anmerkt ...

Leseprobe:
https://www.arsedition.de/produkte/detail/produkt/ein-buch-vier-jahresze...

 

Zusatz:

Wie hat die Elends-Reihe angefangen? Mit diesem Buch. Ich horte unfreiwillig Punkte auf Vorablesen, weil entweder die Leseproben und Werke nichts sind oder weil ich zu spät bin, sie mir zu holen und alle Exemplare bereits vergeben sind. Jetzt dachte ich mir, ich nehme auch Bücher, die mich in Leseproben nicht so überzeugen. Das Buch hier sprach mich schon ohne Leseprobe an, das drückt ja Vielfalt aus. Die Umsetzung hätte viel besser gemacht werden können, ist aber kein schlechtes Buch. Hier fiel mir - wie bei vielen Sachbüchern - das furchtbar stinkende Papier auf. Bei so viel Chemie kann das Papier gar nicht nachhaltig sein.

Aber es geht weiter: Das nächste Buch ist das "Ran an die Fritteuse". Da hat mich die Leseprobe beim Verlag schon nicht überzeugen können, aber ich habe so viele Punkte und bekomme sie nicht weg, also habe ich das auch geholt. Erstens ist es foliert gewesen, ein Aufreger für sich. Zweitens ist es genau dasselbe Chemiepapier und stinkt noch viel extremer, weil es eben foliert war. Da kann ich echt richtig gut den Unterschied rausriechen. Da hat also das Gestinke von dem Buch hier nicht gereicht, da bekomme ich gleich ein noch extremeres ... Irre, manche würden es Zufall nennen. Ich habe es über Nacht im Sack Katzenstreu gestellt, es ist minimal besser, aber wenn überhaupt, wird der Geruch nur schwächer werden, wenn das Buch ein paar Monate von Folien fernbleibt.

Fazit: Was soll das?? Kein Baum riecht so! Das ist kein nachhaltiges Papier! Solche Bücher lasse ich überall stehen, nur hier konnte ich es ja nicht wissen. Was hilft dagegen? Ein Riechometer übers Internet, damit man wirklich weiß, was man kauft.

 

Gelesen am 25. September 2021