Rezension

Keine besonders rosigen Aussichten, resümiert ein von dem Buch sehr ernüchterter Rezensent.

Das Zeitalter des Zorns
von Pankaj Mishra

Bewertet mit 4.5 Sternen

Pankaj Mishra, Das Zeitalter des Zorns, S. Fischer 2017, ISBN 978-3-10-397265-8

 

Woher kommt die Wut auf der Welt?  Dieser Frage geht der indische Schriftsteller Pankaj Mishra in seinem neuen von der Kritik teilweise überschwänglich gelobten Buch nach. Es handelt von den Ursachen des globalen Terrorismus, dem Erbe der Aufklärung und den Verlierern der Geschichte.

Als zentrale Gruppe, die eine wichtige Rolle spielen bei den Krisen der Gegenwart, dem Terrorismus und dem Aufstieg rechtsnationaler Gruppen und Parteien in Europa, Amerika und Asien identifiziert er die immer größer werdenden Gruppe „entfremdeter junger Männer“. Schon Dan Diner und anderen hatten vor Jahren auf dieses Phänomen in den Konflikten im Nahen Osten aufmerksam gemacht und in diesem Zusammenhang auch darüber nachgedacht, wie unterdrückte Sexualität zur Radikalisierung führt. Pankaj Mishra zeigt auf, dass auch in vielen anderen Ländern der Welt (an seinem Heimatland Indien exemplifiziert er immer wieder seine Thesen) die vielen jungen, oft gut ausgebildeten junge n Männer nicht integriert werden können, was zu einem riesigen Frust führt, weil ihre Visionen für ihre Zukunft ins Leere laufen. Genau diese jungen Männer sind es weltweit, die empfänglich sind für nationalistische Bewegungen, militante Anarchisten und andere Demagogen.

 

Ich bin sicher, wenn man die Biographien der vielen Tausend meist männlichen Mitglieder des sogenannten Schwarzen Blocks analysieren würde, die sich in diesen Tagen in Hamburg einen gewaltsamen und erbarmungslosen Kampf mit der Polizei und dem Staat liefern, würde man zu ähnlichen Ergebnissen kommen.

 

Als Kern der Krise benennt Mishra eine globale Entwicklung, in der immer weniger immer reicher und immer mehr immer ärmer und perspektivloser werden. Das Phänomen der entfremdeten jungen Männer kommt in der Mitte der westlichen Gesellschaften an, die bislang einer Vorstellung von Fortschritt und Wohlstand anhing, der langsam aber sicher sich in Luft auflöst.

 

Wenn diese immer drängende werdende Frage nach einer gerechten Verteilung des Reichtums nicht zufriedenstellend gelöst wird, dann suchen die Menschen nach Auswegen, nach „Ventilen“. Und dann wachsen und blühen Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile und Ressentiments, Chauvinismus und gewaltsamer Protest, der sich bis zum Bürgerkriege auswachsen kann.

 

Keine besonders rosigen Aussichten, resümiert ein von dem Buch sehr ernüchterter Rezensent.