Rezension

Keine Disteln, sondern Lorbeer für eine ungewöhnliche Version der Nibelungensage: Fernau: Disteln für Hagen

Disteln für Hagen - Joachim Fernau

Disteln für Hagen
von Joachim Fernau

Bewertet mit 5 Sternen

Was haben Siegfried und Old Shatterhand gemeinsam? Wie alt ist "Jung-Giselher"? Wie war das mit der "Nibelungentreue"?

Fernau mag zu gewissen Zeiten auch einige heutzutage leicht seltsam anmutende Bücher geschrieben haben, seine Bücher, in denen er mit dem Eilzug durch die griechische bzw. römische Geschichte raste ("Caesar lässt grüßen"/"Rosen für Apoll") sind unterhaltsam zu lesen und vermitteln ganz nebenbei auch das eine oder andere Tröpfchen an Wissen, was sich spätestens bei "Wer wird Millionär" auszahlen könnte. Hier nahm er sich nun also die Nibelungen vor, liebevoll-boshaft demaskiert oder rehabilitiert er einige Protagonisten, schildert diese ihrem Verhalten nach so zutreffend, dass ich oft schmunzeln musste, stellte Fragen, bei denen man sich wundern muss, sie sich nicht selbst schon lange gestellt zu haben. Wer sich die Nibelungen einmal anders zu Gemüte führen möchte oder schon immer einmal wissen wollte, worum es da eigentlich ging - der ist hier ganz bestimmt gut beraten. Keine Angst - madig macht er die Sage an keiner Stelle. Ich schrieb ja "liebevoll-boshaft". Und Fernau schrieb: "Eine Bestandsaufnahme der deutschen Seele".