Rezension

Keine ganz leichte Kost, aber ein veritabler Snack.

Die Herrenausstatterin
von Mariana Leky

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wenn es je ein Buch mit doppeltem Boden gab, dann ist das dieses hier. Es ist erlesen zweideutig von der ersten bis zur letzten Seite. Mariana Leky spielt elegant und witzig mit Worten und Gefühlen und verleiht ihrem Buch damit eine zusätzliche Ebene. Hier muss man erspüren, was zwischen den Zeilen steht, andernfalls liest man, wie Amelie Fried und die TAZ, „Eine hinreißend komische Liebesgeschichte.“ Dabei ist es eigentlich ein sehr anrührendes Buch über Trauerverarbeitung.

Katja Wiesberg hat ihren Mann verloren. Erst an die wunderschöne Alina und dann an den Tod. Ein doppelter Schicksalsschlag, den sie zu überwinden sucht und bei dem ihr Herr Blank behilflich ist, der plötzlich da ist und behauptet, nicht am Leben zu sein. Ja, das ist befremdlich und ich bin mir auch nicht sicher, ob mir das gefällt, aber das muss man hinnehmen, wenn man dieses Buch mögen möchte. Katja hat einen persönlichen Geist, der mit Stil und Lebenserfahrung ein geduldiger Begleiter durch eine schlimme Lebensphase ist.

„Tragikomisch“ ist das Wort, was dieses Buch am besten beschreibt. Auch wenn eigentlich Schreckliches passiert, gibt es immer etwas zum Schmunzeln, viel Kluges, auch Skurriles, trotzdem hat man beim Lesen immer einen Kloß im Hals.

Ganz gelegentlich war es mir etwas zu nett für das schwere Thema, aber man macht es sich ein wenig einfach damit, dieses Buch als lustigen Liebesroman zu sehen. Es ist deutlich gehaltvoller, keine ganz leichte Kost, aber ein veritabler Snack.

Kommentare

Susi kommentierte am 09. November 2020 um 18:40

sehr schön beschrieben