Keine leichte Kost aber einfach ein wirklich toller Roman!

Ein Sommer in Corona del Mar
von Rufi Thorpe

Bewertet mit 5 Sternen

Schon lange habe ich einen Roman nicht mehr so schnell durchgelesen wie Rufi Thorpes Ein Sommer in Corona del Mar. Ich konnte das Buch in wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr aus der Hand legen und habe es so fast an einem Sonntag verschlugen. Dabei hätte ich den Roman anhand des Covers in Laden niemals in die Hand genommen. Und wie man auf die schwachsinnige Idee verfallen konnte, im Rückentext mit ein-Wort-Zitaten aus Elle und Glamour zu werben ist mir ein absolutes Rätsel. Denn wer denkt da nicht an eher inhaltsleere luftig leichte Sommerlektüre? Und das ist dieses Buch definitiv nicht.

Thorpe erzählt aus dem Leben der Freundinnen Mia und Lorrie-Ann. Lorri-Ann scheint für Mia nicht nur beste Freundin, sonder auch eine Art Ideal zu sein. Ihre Eltern sind nicht geschieden und zudem noch cool, ihr großer Bruder ist tatsächlich nett und Lorrie-Ann selbst ist klug, talentiert, freundlich und ausgeglichen. Also in fast allem besser als Erzählerin Mia ihr eigenes Leben und ihren eigenen Charakter einschätzt. Doch Lorrie-Ann scheint das Unglück gepachtet zu haben. Während Mias Leben mit College und Studium außerhalb von Corona del Mar ziemlich geradlinig verläuft, muss Lorrie-Ann einen schweren Schlag nach dem anderen wegstecken. Und das sind in ihrem Fall wirklich keine Kinkerlitzchen. Ich musste das ein oder andere mal schwer schlucken. Thorpe beschreibt die Freundschaft über die folgenden Jahre hinweg. Beschreibt wie die Freundinnen große Distanzen, vollkommen verschiedene Leben und auch längere Funkstille überstehen.

Ein oft wiederkehrendes Thema sind Schwangerschaft, Abtreibung und das für und wieder von beidem. Keine leichten Themen, aber Thorpe hat sie so umgesetzt, dass sie lebensnah, nicht abgedroschen und nachvollziehbar im Leben der Mädchen vorkommen. Generell sind die beiden Freundinnen wunderbar beschrieben. Ihren Entscheidungen, ihre Entwicklungen, ihre Beziehung zueinander; alles wirkt echt. Die Geschichte der beiden hat mich berührt, zum Nachdenken gebraucht und hin und wieder geschockt. Ich hätte nach Seite 309 am liebsten aufgehört zu lesen. Einfach weil es gerade so schön war, so rührend, so perfekt. Und weil dieses Buch schon so böse war zu seinen Charakteren, dass ich Angst hatte vor dem, was da noch kommen mochte. Ich habe mich aber doch getraut weiter zu lesen und bin belohnt worden mit... ja, einfach einem klasse Roman.

Mein Fazit kann nur sein, dass ich meine Meinung über die Buch-Empfehlungs-Kompetenz von Elle- und Glamour-Redakteurinnen grundlegend ändere. Denn die hatten letztlich recht: Das hier ist ein wirklich wirklich tolles Buch!