Rezension

Keine leichte Kost, aber lesenswert

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass - Alexi Zentner

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
von Alexi Zentner

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe ein wenig gebraucht, um mich mit diesem Buch anzufreunden.

Es geht um den 17jährigen Jessup, ein guter Schüler und Footballstar, der aus einfachsten Verhältnissen kommt. Er könnte es zu etwas bringen, stünde ihm nicht seine Herkunft im Wege. Seine Familie ist eng mit der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas verbunden, einer Gemeinschaft, die rassistisches Gedankengut mit dem Christentum verquickt und einen heiligen Rassenkrieg anstrebt.

 Jessup ist in dieser Welt aufgewachsen, kennt es nicht anders. Es ist eine Gemeinschaft, in der es strenge Regeln gibt, in der man aber auch für einander da ist. Trotzdem versucht er sich zu distanzieren, seitdem sein Bruder im Gefängnis gelandet ist. Wer mit der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas verbunden ist, dem wird alles zugetraut, der kann hundert Mal seine Unschuld beteuern, man glaubt ihm nicht.

 

Der Stil ist plastisch und intensiv, aber auch etwas sperrig. Man muss sich einleben.

„Viertel vor sieben geht die Sonne auf. Reines Licht schneidet flach über die Bäume. Die Luft ist grau und trüb, es ist wieder kälter geworden, der Himmel hängt voller schwerer Wolken. Geballte Feuchtigkeit, früher Schnee, der kurz davor steht zu fallen. Zwischen den Bäumen, wohin die Sonne kaum reicht, erkennt er trotz der Wärme gestern und dem Nieselregen hier und da noch etwas Schnee von Freitag und Samstag.“

Solche Passagen sind ausdrucksstark, man hat aber trotzdem immer wieder das Gefühl, da ist ein bisschen zu viel von allem, zu viele Einschübe, zu viele Wiederholungen, es zieht sich ein wenig. Vielleicht hätte man auch dem ein oder anderen Einwurf einen eigenen Satz gönnen sollen.

 

Die Geschichte ist mitreißend. Man leidet mit Jessup, der immer tiefer in die Zwickmühle gerät. Loyalität zur Familie und alten Freunden steht gegen Vernunft und Menschlichkeit. Seine Freundin Deanne ist schwarz, die liebt er auch. Soll das verboten sein?

Ein tragisches Dilemma in mehrfacher Hinsicht, das anrührt und ein nahezu geniales Buch sein könnte. Leider kommt es nicht ohne amerikanisches Pathos aus. Zum Ende hin wird ein bisschen sehr dick aufgetragen.

 

Fazit: Ein fesselndes, aufwühlendes Buch, das Rassismus mal aus einem ungewohnten Blickwinkel beleuchtet. Keine leichte Kost, aber lesenswert.