Rezension

keine leichte Kost, aber sehr zu empfehlen

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

„Und Nora beschloss, dass sie kein schwarzes Loch war. Sondern ein Vulkan. Und wie ein Vulkan konnte sie nicht vor sich selbst davonlaufen. Sie musste hier bleiben und dieses brachliegende Land fruchtbar machen. Sie konnte einen ganzen Wald in ihrem Inneren pflanzen.“ (S. 316)

Nora Seed hat keinen Grund mehr den nächsten Tag zu erleben und beschließt sich das Leben zu nehmen. Punkt Mitternacht findet sie sich in einer gigantischen Bibliothek wieder, in der die Zeit still zu stehen scheint. Ihre damalige Schulbibliothekarin Mrs. Elm empfängt sie dort und erklärt Nora, was es mit er Mitternachtsbibliothek auf sich hat.

„Zwischen Leben und Tod liegt eine Bibliothek […]. Und diese Bibliothek besteht aus endlosen Regalen. Jedes Buch bietet dir die Chance, ein anderes Leben auszuprobieren, das dir offengestanden hätte. Jedes Buch bietet dir die Chance, zu sehen, wie alles gekommen wäre, wenn du andere Entscheidungen getroffen hättest …“ (S.9)

Nora ist sich zunächst unschlüssig, denn sie möchte gar kein anderes Leben. Sie möchte sterben. Doch das Buch des Bereuens überflutet Nora mit all ihren reuevollen Gedanken und Gefühlen, sodaß sie genau weiß, welches Leben sie sich wünscht.

 

Die Mitternachtsbibliothek erzählt von Reue und nicht getroffenen Entscheidungen; sie zeigt, wie das Leben sein könnte, wenn man an einem Punkt eine andere Abzweigung genommen hätte. So erlebt Nora, wie es mit ihrem Verlobten weitergegangen wäre, wenn sie nicht zwei Tage vor der Hochzeit alles abgeblasen hätte; wie es als Olympiaschwimmerin wäre; ob die Band mit ihrem Bruder wirklich erfolgreich geworden wäre.

Nora lernt schnell, daß die offensichtlichen Änderungen in ihrem Leben sie nicht zwangsweise glücklich gemacht hätten und daß sie ihr Leben lang vor allem anderen Träumen gefolgt ist, statt ihre eigenen zu finden.

Jedes Leben, in das Nora eintaucht, verändert sie und ihre Sicht auf ihr bisheriges Dasein. Dies wirkt sich auch spürbar auf die Mitternachtsbibliothek aus.

 

In dem Buch geht es nicht nur um Quantenphysik oder die String Theorie, um verschiedene Leben oder alle Möglichkeiten. Es geht auch um Entscheidungen, um Depressionen und Suizid. Es ist keine leichte Lektüre, regt sie doch zum Nachdenken über die eigenen möglichen Leben und Reuegefühle an. Trotzdem ist Die Mitternachtsbibliothek unterhaltsam und spannend und deswegen gibt es eine klare Leseempfehlung.