Rezension

Keine leichte Kost, aber trotzdem zu empfehlen

Vom Ende der Einsamkeit
von Benedict Wells

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jules ist 11, als er uns seine Schwester plötzlich Waisen sind. Aus dem gewohnten, guten Leben herausgerissen, versuchen sich die Geschwister im Internat mit dem überraschenden Verlust der Eltern zu arrangieren. Eine schwierige Kindheit schüttelt man nicht mal eben ab, wie Jules im Rückblick über 30 Jahre beeindruckend darstellt.

Handwerklich ist das Buch das Beste seit Langem (die Metaphern sind schlicht beeindruckend!), inhaltlich ist es alles andere als leichte Kost und trotzdem konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen. Was geschieht als nächstes? Wird Jules noch glücklich werden können und was wird aus seinen Geschwistern, seiner Liebe, seinen Kindern? Fragen über Fragen, die mich dazu antrieben immer weiter zu lesen, egal wie deprimierend, bedrückend, dramatisch und traurig all das war, denn bei dem einen Schicksalsschlag blieb es nicht. Trotzdem ist das Geschehen recht authentisch und nicht so überladen, wie befürchtet und die Liebesgeschichte, welche sich entwickelt ist schlicht hinreißend. Die Charaktere und Situationen sind extrem toll und mit viel Feingefühl dargestellt, sodass der Leser einfach mitfühlen muss.

Das Buch ist wirklich empfehlenswert und das hätte ich bei den Hauptthemen Tod, Einsamkeit und Liebe nicht unbedingt erwartet, auch wenn ich schon viel Positives im Vorfeld hörte. Das Buch regt auch zum Nachdenken an. Was richtet eine schwierige Kindheit an? Wie kann ein Kind mit einem so schwerwiegenden Verlust fertig werden? Kann ein Kind sowas irgendwann überwinden? Fragen, die man sich als Elternteil sowieso immer wieder mal stellt, aber durch die Lektüre gewinnt das an Tiefe…