Rezension

Keine leichte Lektüre

Schicksal -

Schicksal
von Zeruya Shalev

Es sind zwei recht unterschiedliche Frauen, die sich eines Tages in Rachels Wohnung begegnen. Rachel, neunzig Jahre alt, verwitwet und Mutter zweier Söhne, gibt der jüngeren Atara ein lange auch vor ihren Kindern gehütetes Geheimnis preis: als überzeugte Anhängerin der Lechi hat sie im Untergrund agiert und getötet. Atara hingegen steht noch in der Mitte ihres Lebens, verheiratet mit dem streitbaren Alex und konfrontiert mit den Problemen einer Patchwork-Familie, zwei älteren Kindern und dem gemeinsamen Sohn Eden. Was Atara mit Rachel verbindet ist ihr Vater Meno, Rachels geschiedener Ehemann und ebenfalls ehemaliger Lechi-Kämpfer. Wie nimmt Atara Rachels Bericht auf?

Alles, was geschieht oder geschehen ist, lässt uns die Autorin durch den Blickwinkel zweier Frauen erleben, sehr persönlich und subjektiv gefärbt. In einem schönen, an Bildern reichen Schreibstil gibt sie wechselweise Gefühle und Reflektionen jeder der Frauen wieder, was jedoch zeitweilig etwas mühsam zu lesen ist. Teils ungeschönt, teilweise aber in poetischen Worten und häufig religiösen Zitaten schildert Zeruya Shalev Erinnerungen der Protagonistinnen und gegenwärtige Szenen. Sie wirft dabei zahlreiche Fragen auf und überlässt es dem Leser, sie für sich zu beantworten. Vor dem Hintergrund israelischer Geschichte werden Rachels (späte) Konflikte deutlich, doch es werden sehr viel mehr Themen und Probleme angesprochen, die nicht unbedingt Israel-typisch sind  -  zuviele, meiner Meinung nach, die den Roman überfrachten und die Geduld vieler Leser überfordern.