Rezension

Keine reine Krankenhausserie

Die Hafenschwester - Melanie Metzenthin

Die Hafenschwester
von Melanie Metzenthin

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahre 1892 wird Hamburg von der Cholera heimgesucht. Tausende Menschen sterben. Als auch Marhas Mutter stirbt, ist Martha für das Überleben der Familie verantwortlich. Im armen Gängeviertel ist das Leben hart, doch Martha hat Glück und bekommt eine Lehrstelle im Eppendorfer Krankenhaus. Während die Ärzte die Cholera bekämpfen beginnen die Hafenarbeiter ihren Streik und die Frauen kämpfen um das Wahlrecht. Auch Martha schließt sich der Frauenbewegung an. Auch privat führt sie einen Kampf. Wird sie sich für die Medizin oder die Liebe entscheiden? 

Die Autorin führt uns hier in ein Hamburg, das gerade eine schwere Zeit durchlebt. Und dies beschreibt sie sehr nahegehend. Das Elend der Menschen, gerade in der armen Bevölkerungsschicht, wird hier sehr lebendig dargestellt. Die damalige Realität mit historischen Fakten wird hier zu einer perfekten unterhaltsamen Geschichte verwoben. Man merkt die Recherchearbeit deutlich und die Handlung wirkt dadurch sehr authentisch. Die Charaktere, zum Teil reell existierende Personen der Zeit, sind gut und sympathisch dargestellt. Allen voran Martha - die nicht aufgibt, dem Leben die Stirn bietet und sich nicht unterkriegen läßt. Sie avanciert hier zur geheimen Heldin und bleibt dabei sympathisch. Trotz der schweren Themen ist der Roman unterhaltsam und flüssig und leicht zu lesen. Es macht Spaß, Martha durch alle Widrigkeiten zu begleiten. Mir persönlich hat vor allem die Handlung am Eppendorfer Krankenhaus sehr gut gefallen. Da ich dieses Krankenhaus persönlich erlebt habe, sah ich direkt das alte Verwaltungsgebäude sowie die alte Mauer vor mir. Die Vorstellung, daß diese Bauwerke schon die im Buch behandelte Zeit erlebt haben, gibt dem Lesegenuß noch einen ganz besonderen Reiz!