Rezension

Keine Revolution ohne Blut und Tränen!

Am Anfang war Gewalt - Mark Jones

Am Anfang war Gewalt
von Mark Jones

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch von Mark Jones ist das erste Sachbuch aus 2017, dem Jahr, in dem ich anfing, mich dem Sachbuch mehr zu widmen, das mir nicht "gefallen hat". Seine Aufbereitung ist nicht gefällig. Historiker sind nicht notwendigerweise auch Schriftsteller.

Untertitel: Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik

„Die Auswüchse mörderischer Gewalt, die die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert prägten, nahmen ihren Anfang nicht 1933, 1939 oder 1941. Vielmehr schlug ihre Geburtsstunde schon in der Gründungsphase der Weimarer Republik; hier schwenkte Deutschland auf den Kurs ein, der später in die Horror-Exzesse des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges mündete.  … in den Frühjahrsmonaten 1918/19 hielten Formen von Gewalt Einzug, die bis dahin … niemals vorgekommen waren … .  Dieses Buch will erklären, wie und warum es dazu kam.“ (Vorspann).

Da im Geschichtsunterricht selbst der Gymnasien dieses Kapitel deutscher Geschichte stiefmütterlich behandelt wird, bzw. überhaupt nicht vorkommt, nehme ich dieses Buch zur Hand, geschrieben von Mark Jones, Jahrgang 1981, einem amerikanischen Historiker mit dem Forschungsschwerpunkt „Zusammenhang von Gewalt und politischer Kultur in Deutschland im 20. Jahrhundert“. Es ist nicht verkehrt, den Gesichtspunkt eines nicht so unmittelbar Betroffenen, jedoch eines Fachmanns/Historikers kennenzulernen.

Mark Jones erläutert, dass es keinerlei politischen Revolution(en) gibt, die nicht blutig verlaufen und das Leben vieler Unschuldiger kosten. Das mag nicht seine erste Lehrintention gewesen sein, aber das ist bei mir hängen geblieben. Als Quintessenz sozusagen.

Warum ist nun alles so gekommen, wie es gekommen ist? Nämlich dass brutale Gewalt mittels militärischer Einsätze gegen Teile des eigenen Volkes legalisiert und allgemein akzeptiert wurde?

In schnöden kurzen Worten: weil die Medien durchdrehten. Weil die Gerüchteküche kochte und weil es keine objektiven Beobachter gab. Weil es gelungen war, eine Handvoll Idealisten, oder Umstürzler, je nachdem wie man es sehen möchte, nämlich die Spartakisten, so zu verteufeln, dass die Massen jedes noch so ungerechte und gewaltsame Vorgehen gegen sie (oder wer dafür gehalten wurde) gut hießen. So wurden im Zuge der Niederschlagung ihres Aufstandes viele, viele Menschen auf brutalste Weise umgebracht, ohne dass es ein Verfahren gegeben hätte oder nach dem Maßstab der Verhältnismäßigkeit gefragt wurde. Kriegsverbrechen waren das, die auch nach der Zeit des Geschehens nicht oder nur ungenügend geahndet und aufgearbeitet worden sind.

Mark Jones arbeitet wie es Historikern eigen ist, dankbarerweise akribisch. Er durchforstet Archiv um Archiv, fördert Zeitungsartikel um Zeitungsartikel zutage. Es bestehtdeshalb kein Zweifel an der Authentizität der Ereignisse. Er verschweigt auch nicht, wo es Wisssenslücken gibt.

Leider liest sich das Buch so trocken wie sich Akten und Zeitungsberichte eben lesen. Falls man alle Zeitungszitate in Fussnoten stopfte, was bliebe von dem Buch noch übrig? Nicht viel. Wobei es sowie so schon seitenweise Fußnoten gibt.

Fazit: Eine bemerkenswerte, akribische Arbeit über die ins Visier genommene Zeit. Eine sicher grandiose Leistung eines Historikers. Die Lesbarkeit ist allerdings nicht genau so hoch zu veranschlagen.

Kategorie: Sachbuch // Verlag: Propyläen, 2017