Rezension

„Keiner von uns wird je wieder derselbe sein.“

Wir sind die Könige von Colorado - David E. Hilton

Wir sind die Könige von Colorado
von David E. Hilton

Bewertet mit 5 Sternen

Im Alter von 62 Jahren wird William Sheppard Zeuge eines Autounfalls, bei dem eine weiße Stute ums Leben kommt. Dies ist der Anlass und da er von seinem Arbeitgeber gerade nach 23 Jahren die Kündigung erhalten hat, hat er auch die Zeit, auf sein Leben zurückzublicken und seine Geschichte aufzuschreiben.

Nachdem sein Vater ihn und seine Mutter, die Will innig liebte, jahrelang misshandelt hatte, ging der dreizehnjährige William mit dem Messer auf ihn los, um seine Mutter zu beschützen, und verletzte ihn lebensgefährlich. Urteil: zwei Jahre in einer berüchtigten Erziehungsanstalt am Ende der Welt in Colorado. Es handelte sich dabei um eine Ranch, auf der Wildpferde gezähmt wurden, um sie anschließend zu verkaufen. Die gefangenen Jugendlichen waren für alle mit den Pferden anfallenden Arbeiten zuständig. Die Arbeit war zwar hart, doch das war bei Weitem nicht das Schlimmste. Weitaus schlimmer war die willkürliche Gewalt der Aufseher, die Brutalität unter den Mithäftlingen, die Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden anderer. Da Will im Grunde ein gutes Herz hatte, fiel es ihm schwer, diese Ungerechtigkeiten zu ertragen.

Will war eigentlich noch ein mehr oder weniger naives Kind, als er sich weit weg von zu Hause behaupten musste. In der Zeit seiner Inhaftierung entwickelte er sich rasant weiter, wobei ihm ein gutes Stück Kindheit/Jugend und das Urvertrauen einfach genommen wurden. Glücklicherweise schloss er auf der Ranch auch Freundschaften mit Coop, Benny und Mickey, die ihm Halt gaben. Die Krankenschwester Miss Little, die an ihrer eigenen Vergangenheit zu knabbern hatte, wurde eine Art Ersatzmutter für die Jungen. So schaffte Will es mit ihrer Hilfe, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht in den Sog der Gewalt ziehen zu lassen. Er musste einen Weg finden, mit seiner Schuld und seinem Gewissen umzugehen. Den Jungen war klar, dass ihre Freundschaft das höchste Gut war, das ihnen auf der Ranch noch geblieben war. Nach Coops sinnlosem Tod führte Will dessen Werk fort: die unbändige weiße Stute Reaper zu zähmen. Das Unterfangen schien unmöglich, doch nach monatelanger Geduld fasste die Stute endlich Vertrauen zu Will, ein Vertrauen, das er später bitter enttäuschen musste.

Hilton erzählt in der Ich-Perspektive aus Williams Sicht. Er beschreibt die Erlebnisse, Gefühle und Hoffnungen so eindringlich und bildhaft, dass einem die Geschichte wirklich unter die Haut geht. Der Erzählstil ist sehr flüssig und einfach, die Geschichte atmosphärisch dicht und berührend. Es fließen jede Menge Blut und Tränen. Brutale Szenen werden detailliert beschrieben, ohne reißerisch zu wirken. Die Spannung steigert sich immer mehr, man möchte das Buch nicht aus der Hand legen, bis nicht die letzte Seite gelesen ist.

Fazit: für mich ein absolut empfehlenswertes Buch, ein echtes Highlig