Rezension

Keinesfalls fehlerhaft!

Flawed - Wie perfekt willst du sein?
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 4 Sternen

"Flawed - Wie perfekt willst du sein?" handelt von Celestine North, die bereits ihr ganzes Leben nach Perfektion strebt. Denn sie lebt in einer einzigartigen Gesellschaftsform, in der Fehlerhafte knallhart ausgegrenzt werden. Obwohl Celestine das System bedingungslos unterstützt, macht sie einen großen Fehler, als sie Mitdleid mit einer fehlerhaften Person zeigt. Ihr Leben ändert sich radikal und Celestine beginnt zu ahnen, dass dass das nach Perfektion strebende Gesellschaftssystem nicht im geringsten perfekt ist.

Cecelia Ahern ist eine Autorin, die mich nun bereits über mehrere Jahre durch überwiegend überzeugende Liebesgeschichten begleitet hat. Als ich nun sah, dass sie sich in einem Genre und damit an eine andere Zielgruppe wendet, war ich begeistert, aber doch irgendwo skeptisch. Ahern ist für mich eine Liebesautorin durch und durch: würde ihr Jugendbuch also nur ein Abklatsch ihre erwachsenen Bücher für eine jüngere Zielgruppe sein oder doch eine gelungene Neuerfindung? Antworten auf diese Fragen lassen sich in dieser Rezension finden.

Mit Celestine wird dem Leser eine spannende Protagonistin vorgesetzt. Man merkt nämlich schnell, dass sie sehr ambivalent angelegt ist und genau damit packt sie mich von Seite 1 an. Celestine ist zunächst das naive, schöne Mädchen, das voller Vertrauen in das System durchs Leben geht und dennoch ist bei ihr unterschwellig zu merken, dass sie und ihre Familie vom Wesen her eigentlich anders denken. Da sich das Geschehen zügig zuspitzt, ist von der anfänglichen Celestine schnell nichts mehr zu sehen. Stattdessen lernt man eine tapfere, mutige und logisch schlussfolgerende junge Frau kennen, die das Prädikat Heldin für diesen Zweiteiler alle Mal verdient hat. Mit ihr durch diese 400 Seiten zu gehen, war eine wirkliche Freude!

Der Einstieg in die Geschichte gelingt etwas mühsam. Schließlich wird man mit einer utopischen Idee konfrontiert, die es erstmal zu begreifen gilt. Aber statt dieses System zu erklären, geht es zunächst darum die Handlung voranzutreiben. Aber es wird letztlich doch recht früh alles offengelegt und ich war wirklich überrascht, wie überzeugend ich dieses Gesellschaftssystem als Konfliktpunkt gesehen habe. Mit den zahlreichen Dsytopien, die den Büchermarkt in den letzten Jahren überschwemmt haben, könnte man meinen irgendwann wird es langweilig. Aber eine gut ausgearbeitetes System, das dem Leser spannend vermittelt wird, kann mich immer auf seine Seite ziehen.

Die Geschichte selbst wird wirklich durchgängig in einem hohen Tempo vorangetrieben. Mir gefällt neben dem Tempo und zahlreichen erzählerischen Höhepunkten die Entwicklung der Geschichte. So unerwartet manchmal, dass ich begeistert immer nur weiterlesen wollte. Zudem werden richtig starke Szenen geboten. Diese sind zwar emotional schwer zu ertragen, aber sie sind erzählerisch genial verpackt und Zeichen an den richtigen Stellen.

So wenig fehlerhaft diese Geschichte ist, so wenig ist sie aber auch perfekt. Der "Cliffhanger" ist mir etwas zu lahm. Man hätte sicherlich eine spannendere Stelle finden können, um die Geschichte in zwei Hälften zu splitten. Zudem werden recht viele Handlungsbögen mit sehr verschiedenen Figuren aufgemacht. Da merkt man doch, dass das vielleicht alles zu viel für einen Zweiteiler ist. Aber dies wird nur der tatsächliche zweite Band beantworten können. Der Fokus liegt einfach deutlich auf Celestine und da gehen kleinere Dinge eindeutig unter. Aber ich würde dies nicht als etwas Dramatisches bezeichnen.

Fazit: Ich persönlich habe diese Geschichte nicht einen Moment für einen Abklatsch von Aherns erwachsenem Stil empfunden. Ganz im Gegenteil ich habe sie gar nicht erkannt. Sie zeigt eine neue Seite von sich und die darf sie neben dem zweiten Band dieser Geschichte gerne öfters zeigen. De Geschichte ist nicht perfekt, aber nah dran. Denn die Fehler liegen in den Details. Das große Ganze aber kann mit einer wahren Heldin, einem interessanten System, einem hohen Tempo und unglaublich berührenden Momenten als sehr gut bezeichnet werden. Bitte mehr davon!