Rezension

Keineswegs beschaulich

Mord im alten Pfarrhaus - Jill Mcgown

Mord im alten Pfarrhaus
von Jill McGown

Bewertet mit 3 Sternen

Winterzeit in England: Tee, Plätzchen Kaminprasseln und Behaglichkeit. Keineswegs: Denn in Byford, einem kleinen Örtchen, gibt es heuer keinen Weihnachtsfrieden. Im alten Pfarrhaus ist ein Mord geschehen. Der Schwiegersohn des Pfarrers erschlagen, die Tochter unter Mordverdacht. Chief Inspector Lloyd und seine Partnerin Sergeant Judy Hill stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Denn niemand scheint um den Toten zu trauern.

 „Mord im alten Pfarrhaus“: Wer denkt bei diesem Titel nicht gleich an Agatha Christie oder den schrägen Filmspaß mit Rowan Atkinson. Doch es ist weder ein nostalgischer Vintagekrimi oder eine Komödie, vielmehr ist es eine Tragödie über eine dysfunktionale Familie, deren Konflikte aus dem Ruder gelaufen sind. Auch wenn der Untertitel dieses Krimis „A Christmas Mystery“ trägt, könnte dieser Kriminalroman zu jeder anderen Zeit im Jahr spielen.
Pfarrer George Wheeler hadert nicht nur mit seiner Berufung, auch in seiner Ehe findet er kein Glück und wendet sich einer erst kürzlich zugezogenen jungen attraktiven Witwe zu.  Seine Tochter hat gerade ihren gewalttätigen Ehemann verlassen. Selbst nach dem Mord an diesem setzt die Pfarrersgattin  alles daran die Fassade einer heilen Welt aufrecht zu erhalten.

Auch der ermittelnde Chief Inspector wird von Beziehungsproblemen geplagt. Seine Partnerin ist gleichzeitig seine Geliebte, die sich aber wiederum nicht zwischen ihrem  Ehemann und der Affäre  entscheiden kann. Bei all diesen zwischenmenschlichen Tragödien neigt man fast zu vergessen, dass vor dem Kamin ein Mann mit einem Schürhakens erschlagen wurde.

Der Titel des Krimis mag eine Reminiszenz an die Queen of Crime sein, Christies Mrs Marple hätte jedenfalls eine große Freude daran, all die menschlichen Verwirrungen und Verstrickungen aufzulösen.