Rezension

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Kerstin Gier kann es besser...

Silber - Das dritte Buch der Träume
von Kerstin Gier

Inhalt:

Die Situation spitzt sich langsam aber sicher zu. Liv, Henry und Grayson versuchen alles um Arthur an seinem Vorhaben die Weltherrschaft mithilfe des Dämons zu erlangen, zu hindern. Das ist allerdings gar nicht so einfach, wenn dieser Menschen so manipulieren kann, dass sie genau das tun, was er möchte. Nebenbei gibt’s dann auch noch Beziehungsprobleme, Ängste, Missverständnisse und die üblichen Patchwork-Familienprobleme zu bewältigen. Zum Glück gibt es ja noch diesen Traumkorridor mit seinen unterschiedlichsten Türen, hinter denen schöne aber auch beängstigende Träume lauern.

Meinung:

ACHTUNG! Es sind Spoiler im Text enthalten!

Kerstin Gier ist eine ganz große Autorin, so viel steht fest. Ihr Humor, Witz, Originalität und Schreibstil haben mich schon immer in den Bann gezogen und nicht umsonst ist sie einer meiner großen Lieblinge, was die aktuelle Literatur betrifft. Leider jedoch konnte ich mit diesem abschließenden Teil der Silber-Reihe nur wenig anfangen. Mir fehlte der typische Gier-Witz, der nur ab und an mal aufblitzte. Die ersten 100 Seiten ziehen sich in die Länge, erst schleppend wird es etwas interessanter und die Handlung kommt ins Rollen. Insgesamt war diese etwas einseitig. Entweder ging es darum, sich in der Traumwelt zu treffen und Pläne gegen den durchgeknallten Arthur zu schmieden, in die Schule zu gehen, Secrecys Gemeinheiten auf dem Tittle-Tattle Blog zu studieren oder über die Beziehung zu Henry zu grübeln. Die Hochzeitsplanung der Eltern kommt nur am Rande vor, ist dafür aber sehr lustig. Kurz, alles ist sehr alltäglich und tatsächlich ein bisschen lahm. Ich mag die Patchworkfamilie sehr und hätte mir gerne mehr lustige Momente in dem Haus gewünscht, so wie es im ersten und zweiten Teil der Reihe der Fall war. Ebenso kann man das Finale in diese Belanglosigkeit einreihen. Es ist kaum der Rede wert und Spannung kommt auch nicht auf. Es löst sich ja fast schon von alleine, absolut kein Vergleich zum nervenaufreibenden Finale der Edelstein-Trilogie. 

Viele Details wurden gegen Ende nur kurz angeschnitten und mithilfe des Blogs schnell angesprochen und zusammengefasst. So wie zum Beispiel die Hochzeit der Eltern, die ich persönlich gerne „miterlebt“ hätte. Auch ob Henry und Liv nun den entscheidenden Schritt gegangen sind, bleibt unklar. Schade, denn Liv befasst sich mehr oder weniger während des ganzen Buchs mit diesem Thema. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin mithilfe von Secrecys letztem Post schnell noch ein paar Unklarheiten auflösen wollte. Weiterer Minuspunkt für mich ist die Tatsache, dass die Personen sich viel zu oft in der Traumwelt befinden und da auch weiter nicht sehr viel Spannendes passiert. Besonders Henry und Liv als Pärchen gibt es selten in der wahren Welt. Auch dass Jasper und Persephone nun auf einmal zusammen im Kino gesichtet worden sind, wurde nur mit einem Satz erwähnt. Für mich grenzt das fast an ein Wunder. Wann hat sich das denn bitte entwickelt? Ich hätte gerne mehr Informationen gehabt, oder dass die Autorin diese Beziehung wenigstens schon innerhalb des Buchs erahnen lässt. 

Die Idee, eine Geschichte rund um vier Jungs aufzubauen, die sich nachts in einer Traumwelt treffen und an einen Dämon glauben, fand ich absolut toll und das machte auch richtig Spaß. Jeder Charakter wurde im ersten Band gut und detailreich beschrieben und man konnte sich die Truppe perfekt vorstellen mit ihren blonden Haaren und tollem Aussehen. Umso enttäuschter war ich als Arthur sich im zweiten Band als komplett Wahnsinniger entpuppte und Jasper überhaupt keine Rolle mehr spielte. Zwar ist letzterer in diesem Band wieder mit von der Partie aber eigentlich hat er in dem 500 Seiten schweren Buch nur einen Auftritt und zwar auf seiner eigenen Welcome-Back-Party. Ich hätte es toll gefunden, wenn er sich aktiv an den Plänen von Henry und Grayson beteiligt hätte und einfach wieder komplett zur Clique gehört hätte. Noch besser wäre es gewesen, wenn Arthur nicht so abgehoben wäre und sich nach dem Vorfall auf dem Friedhof nichts mehr hätte zu Schulden kommen lassen. Lieber hätte ich Anabel als Riesenbösewicht gesehen… 

Was ich noch anmerken möchte, und ich hoffe ich bin nicht die Einzige die so denkt: Ich bin ein heimlicher Grayson Fan und habe während den ersten beiden Bänden immer wieder gehofft, dass sich zwischen ihm und Liv etwas entwickelt, gerade weil ich Henry zwar ganz nett finde aber das gewisse Etwas doch fehlt. Diese Hoffnung wurde mir in diesem letzten Buch aber sehr schnell genommen. Schade, Grayson konnte mich als Charakter einfach mehr überzeugen, er hatte mehr Ecken und Kanten aufzuweisen. 

Fazit :

Kerstin Gier kann das deutlich besser! Schade, dass ausgerechnet beim Finale einer tollen Fantasy-Reihe der letzte Kick fehlt.